Seit dem Januar 2017 sind die transatlantischen Beziehungen angespannt. Das liegt auch an Donald Trump. Unter seinem Vorgänger, Barack Obama, war es noch etwas anders. Das Vertrauen der Deutschen (und auch vieler anderer Europäer) in die Vereinigten Staaten war hoch. Natürlich gab es auch schwierige Zeiten: Etwa als vor wenigen Jahren bekannt wurde, dass US-Geheimdienste auch Verbündete belauschten (darunter auch Angela Merkel). Generell konnte man jedoch immer davon ausgehen, dass man in den USA einen verlässlichen Partner auf der internationalen Bühne hat. Seit Donald Trump das Amt des Präsidenten bekleidet, ist das Vertrauen in die USA auf einem Rekordtief:
In Deutschland liegt es bei gerade einmal 10 %.
Trotz der weltweiten Finanzkrise, schlechter Kriegsführung im Irak und der Tatsache, dass er seinem Nachfolger ein großes Haushaltsdefizit hinterließ, brachte es George W. Bush 2008 noch auf 14 %.
Unter Trump ist die wirtschaftliche Situation – vor allem dank der harten Arbeit seines Amtsvorgängers – gut. Zudem hat er bisher keine illegalen Kriege begonnen. Man könnte also meinen, Trumps Ansehen in Europa würde davon profitieren. Weit gefehlt. Laut einer Umfrage der Körber Stiftung und dem Pew Research Center bewertet nicht einmal ein Viertel (24 %) der Deutschen das Verhältnis mit den USA als gut oder sehr gut. Ganze 73 % geben an, dass das Verhältnis sogar eher schlecht oder sehr schlecht ist.
Wir sollten nicht versuchen, Trump zu bekehren oder gar versuchen seine Politik einem europäischen Publikum schmackhaft zu machen. Stattdessen muss der deutschen Bevölkerung und allen anderen Europäern klar gemacht werden, dass Trump – auch wenn er Präsident ist – nicht den Willen seines gesamten Volkes vertritt.
schreibt Philipp Wilisch über die Zukunft der transatlantischen Freundschaft.
Auf der anderen Seite des Atlantiks sieht das völlig anders aus. 70 % der befragten Amerikaner bewerten das Deutsch-Amerikanische Verhältnis als gut oder sehr gut. Das sind sogar 2 % mehr als noch in 2017. Wenn es um die Sicht auf die Entwicklung der Außenpolitik der jeweiligen Länder geht, sehen wir einen ähnlichen Kontrast. 72 % der Deutschen geben an, dass sie es begrüßen würden, wenn die eigene Außenpolitik sich von der der USA loskoppelt, während 65 % der Amerikaner dafür sind außenpolitisch weiter an einem Strang zu ziehen.
Trump ist unbeliebt – auch zuhause
Um erklären zu können, warum diese Zahlen so weit auseinandergehen, sollte zunächst klar sein, wieso Trump in Europa und vor allem in Deutschland so unbeliebt ist. Nicht nur stellt Trump routinemäßig das NATO-Bündnis in Frage, er scheint noch nicht einmal zu verstehen wie NATO eigentlich funktioniert. In Deutschland ist das NATO-Bündnis laut einer Umfrage des Pew Research Center so beliebt wie schon lange nicht – 67 % der Befragten haben eine positive Meinung zum Bündnis. Gleiches gilt übrigens auch für die USA, wo die Zustimmung zur NATO seit Trumps Wahlsieg um 9 Prozentpunkte auf 62 % gestiegen ist.
Dazu kommt, dass Trump eine Vorliebe für autoritäre Regime zu haben scheint. Er biedert sich Vladimir Putin an, auf dessen Hilfe er sich laut der US Geheimdienste im Wahlkampf 2016 verlassen konnte, weigert sich die Schlussfolgerungen seiner Geheimdienste, welche Saudi Arabiens Kronprinz Mohammad Bin Salman für den Mord an Jamal Khashoggi verantwortlich machen, zu akzeptieren und lobte wiederholt den Nordkoreanischen Diktator Kim Jong Un.
Die Strafzölle, die Trump gegen Verbündete verhängt, helfen da auch nicht weiter. Genauso wenig rassistische Parolen. Oder seine Weigerung sich von Nazis zu distanzieren. Oder populistische Verschwörungstheorien über Flüchtlinge aus Südamerika.
Und so weiter.
Die USA haben maßgeblich dazu beigetragen, dass Europa aus dem Griff der Nazis befreit, nach dem 2. Weltkrieg wiederaufgebaut und zu einer der wohlhabendsten Regionen der Welt wurde. Europa schuldet es seinen Freunden auf der anderen Seite des Atlantiks in den USA mehr zu sehen als nur seinen gewöhnungsbedürftigen Präsidenten.
entgegnet Philipp Wilisch denjenigen, die von nun an eigene Wege gehen wollen.
Doch so sehr Trump auch das Bündnis mit Europa vernachlässigt, sollte klar sein, dass sein Land nicht hinter ihm steht. Trump ist nicht nur international, sondern auch im eigenen Land unbeliebt. Das erklärt, wieso Amerikanerinnen und Amerikaner eben nicht dem westlichen Bündnissystem den Rücken kehren wollen, wie Trump es tut. Hierin liegt für alle, die sich für die transatlantische Beziehungen einsetzen, eine große Chance. Wir sollten nicht versuchen, Trump zu bekehren oder gar versuchen seine Politik einem europäischen Publikum schmackhaft zu machen. Stattdessen muss der deutschen Bevölkerung und allen anderen Europäern klar gemacht werden, dass Trump, auch wenn er Präsident ist, nicht den Willen seines gesamten Volkes vertritt. Hillary Clinton bekam fast 3 Millionen Stimmen mehr als Donald Trump. In den Mid-terms erhielten die Demokraten mehr als 8,8 Millionen Stimmen mehr als die Republikaner, sogar nach Watergate waren es damals “nur” 8,7 Millionen.
Mehr als nur Trump
Die transatlantischen Beziehungen sind von äußerst großer Bedeutung. Nicht nur für die internationale Wirtschaft, politische Stabilität und den Erhalt demokratischer Werte. Nur durch eine starke Allianz zwischen den USA und Europa kann sichergestellt werden, dass Nationen wie Russland oder China nicht in dieses Vakuum treten und so der Friede in Europa, Werte wie Demokratie, Rede- und Pressefreiheit, sowie Rechtsstaatlichkeit gefährdet werden könnte. Die USA haben maßgeblich dazu beigetragen, dass Europa aus dem Griff der Nazis befreit, nach dem 2. Weltkrieg wiederaufgebaut und zu einer der wohlhabendsten Regionen der Welt wurde. Europa schuldet es seinen Freunden auf der anderen Seite des Atlantiks in den USA mehr zu sehen als nur seinen gewöhnungsbedürftigen Präsidenten. Trump spricht nicht für die Gesamtheit seines Volkes – auch wenn er das gerne behauptet.
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