Der partielle Government Shutdown in den USA geht in die nächste Runde und dominiert auch weiterhin die amerikanischen Nachrichten. Vergangene Woche meldeten sich führende Demokraten zu Wort. Chuck Schumer, Fraktionsführer der Partei im Senat, sprach mit Michael Barbaro vom Podcast „The Daily“ ausführlich über Pläne und Taktik der Demokraten.
Präsident Trump, sein Vizepräsident Mike Pence und die führenden Demokraten Schumer und Nancy Pelosi hatten auch darüber hinaus eine spannende Woche. Mehrfach kamen in Washington verschiedene Gruppen zu Gesprächen zusammen. Am Freitag soll der Präsident seinen Gegenübern dann mitgeteilt haben, er würde Teile der Regierung auch längerfristig unfinanziert lassen. Seine Bedingung ist weiterhin der Bau einer Mauer. Die muss aber nicht mehr zwingend aus Beton sein. Stahl geht auch.
Trump spielte öffentlich auch mit dem Gedanken, von seinen Notstandsrechten Gebrauch zu machen, um die Mauer zu bauen. Ob der Präsident dazu überhaupt berechtigt ist, ist umstritten. „Ja, leider“, sagt beispielsweise der Abgeordnete Adam Smith. Aber es würde wohl eine juristische Auseinandersetzung folgen. Der Yale-Professor und Jurist Bruce Ackermann hingegen ist der Meinung, dieser Schritt wäre gesetzeswidrig. Es bleibt spannend.
Müll, Tanz und fragwürdiger Besuch im Kongress
Derweil türmt sich in den Nationalparks eine unangenehme Folge des shutdowns auf. Müll wird dort nicht mehr abtransportiert, die sanitären Einrichtungen nicht gereinigt. Jetzt sollen die Eintrittsgelder genutzt werden, um den Service zumindest rudimentär wiederherzustellen. Legalität? Umstritten.
Auch abseits von fehlendem Geld und Müllbergen gab es in der Woche der ersten Sitzung des 116. Kongresses viel zu diskutieren. Allerdings eher abseits der politischen Sacharbeit. Zunächst wurde natürlich Nancy Pelosi zur Sprecherin des House gewählt. Aber auch der mediale Shootingstar der Demokraten, Alexandra Ocasio-Cortez, machte von sich reden. Als Antwort auf hämische Kommentare zu einem alten Tanz-Video von ihr postete sie: ein neues Tanz-Video.
I hear the GOP thinks women dancing are scandalous.
— Alexandria Ocasio-Cortez (@AOC) January 4, 2019
Wait till they find out Congresswomen dance too! 💃🏽
Have a great weekend everyone 🙂 pic.twitter.com/9y6ALOw4F6
Eine andere Kollegin von ihr, die ebenfalls neu gewählte Abgeordnete Rashida Tlaib, machte mit einem profanen Aufruf zur Absetzung Trumps auf sich aufmerksam. Eher untergegangen: Jemand hatte in ihrem Büro mit einem Post-It den Staat Israel zu „Palästina“ umdeklariert. Später postete der palästinensisch-amerikanische Aktivist und Comedian Amer Zahr ein Video von seiner Überklebe-Aktion. Naja. Der Rest seines Twitter-Profils spricht für sich. Und eigentlich hat er mit dem Zettel auch den Sinai und nicht Israel umgelabelt.
Schöne Welt, Sport, Mark Burnett
Kommen wir wieder zu erfreulichen Meinungsbeiträgen. Kolumnist Nicholas Kristof hat für die New York Times aufgeschrieben, warum 2018 eigentlich das beste Jahr in der Geschichte war. Dabei benutzte er den sehr empfehlenswerten Blog „Our World in Data“.
Gute Nachricht gab es auch für Football-Fans. Jedenfalls für diejenigen, die es mit den Colts, den Cowboys, den Chargers oder den Eagles halten. Die vier Mannschaften setzten sich in den Wildcard-Spielen der NFL-Playoffs durch. Für die Anhänger anderer Vögel wie Raben oder von Bären lief es dagegen nicht so gut. Macht nichts. Kommt wieder eine neue Saison. Und wahrscheinlich wird es da auch wieder nichts mit dem Superbowl. Grüße – ein Vikings-Fan.
Wer ist eigentlich Mark Burnett? Wisst ihr auch nicht? Dann empfehle ich euch das Porträt des New Yorker über den Mann hinter „The Apprentice“. Ja, richtig, die Trump-Show. Patrick Radden Keefe geht auch der Frage nach, wie unpolitisch ein TV-Produzent in Hollywood sein kann.
Fergus Falls und jahresendzeitliche Musik
Eine gewisse Affinität zu Minnesota habe ich ja schon durchblicken lassen. (Für die Nicht-Footballfans: Das war oben, beim Sport. Die Vikings sind die Minnesota Vikings. Purple Pride!) Deswegen war ich auch ein wenig beleidigt, als ich von der falschen Darstellung des kleinen Ortes Fergus Falls durch Relotius im Spiegel erfuhr. Minnesota schenkte der Welt Bob Dylan, Prince und die Peanuts, zurück bekam es einen erlogenen Artikel über angebliche Hinterwäldler.
Gelassener sah das James Lileks von der Star Tribune aus Minneapolis. Er stattete dem Spiegel einen glossigen Gegenbesuch und schrieb darüber. Eine fast wahre Geschichte über den Herausgeber Adolph B. Beethoven, seinen Schäferhund Villy und andere Vorurteile. Fehlt eigentlich nur noch, dass im Taxi auf der Anfahrt leise „Autobahn“ von Kraftwerk zu hören ist. Zwei Sätze von Beethoven bleiben hängen: „Ve are not like you Americans, who think you are always right. Ve are Chermans, who know ve are always right.“
Und weil sich in diesen Charts nichts getan hat, blicken wir anstatt auf Mainstream und Country heute auf die Billboard 100 des Jahres 2018. Den ersten Platz für das gesamte Jahr belegte Drake mit „God’s Plan“. Beim Country belegten Bebe Rexha und Florida Georgia Line mit „Meant To Be“ den Spitzenrang.
Als Twitter-Account der Woche empfehle ich Max Roser, Macher des angesprochenen Blogs „Our World in Data“. Und weil die Tage gerade so grau sind hier noch eine Empfehlung für einen Netflix-Tag: Murder Mountain. In der mehrteiligen Dokumentation betrachtet der Regisseur Joshua Zeman die Hanfplantagen von Humboldt County, Kalifornien, zwischen Illegalität und Legalisierung. Außerdem begleitet er den Fall eines verschwundenen Mannes, der zuletzt in diesem Gebiet gesehen wurde.
Titelbild des Beitrags: Screenshot
https://twitter.com/AOC/status/1081234130841600000