Nachdem sich die ersten beiden Teile unserer Reihe der Geschichte und den den Maßnahmen des New Deal gewidmet haben, geht es heute um die Frage seiner Wirkung. Dabei ist einerseits die Perspektive der Analyse und Wertung zu beachten, andererseits spielt der historische Kontext eine bedeutende Rolle.
Hohes Wirtschaftswachstum und erfolgreiche Geldpolitik
Die wirtschaftliche Erholung setzte in den Vereinigten Staaten mit Beginn des New Deals ein. So war das Wirtschaftswachstum zwischen 1933 und 1940 von durchschnittlich über 6 Prozent pro Jahr recht hoch. Eine Ausnahme war dabei der Einbruch 1937. 1933 endete zudem die Deflation. Als ein Faktor, der entscheidend zur wirtschaftlichen Erholung beitrug, wird die Kursänderung in der Geldpolitik gesehen. 1933 bis 1940 nahm die nominale Geldmenge um 140 Prozent und die reale Geldmenge um 100 Prozent zu. Dabei geht die Ausweitung der Geldmenge auf die Initiative der Roosevelt-Regierung und nicht der US-Notenbank zurück.
Entgegen den Empfehlungen des Ökonomen John Meynard Keynes bekämpften die USA die Rezession nicht durch öffentliche Defizitfinanzierung: eine stark antizyklische Finanzpolitik wurde nicht verfolgt. Das Haushaltsdefizit betrug zwischen 1933 bis 1941 circa 3 Prozent pro Jahr, die Staatsverschuldung blieb allerdings mehr oder wenig gleich.
Arbeitslosenquote sank nur langsam
Die Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen des New Deal boten über die Jahre mehreren Millionen arbeitsfähigen Arbeitslosen bezahlte Arbeit an. Trotz des konjunkturellen Aufschwungs sank die Arbeitslosenquote allerdings nur langsam. So sank sie bis 1940 um 25 Prozent, lag damit aber über Vorkrisenniveau. Erst die hohen Staatsdefizite im Zusammenhang mit dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg führten zu einer Vollbeschäftigung. Ab Mitte der 30er Jahre ist zudem die Ungleichheit der Haushaltsvermögen in den USA gesunken. Relativ erfolgreich waren die zahlreichen Maßnahmen zur Unterstützung der Landwirte. So verdoppelte sich deren Einkommen im Jahr 1937 beinahe.
Minderheit sieht in New Deal Verlängerung der Krise
Die Wertung, inwiefern der New Deal erfolgreich war, hängt auch mit weltanschaulichen Überzeugungen zusammen. Historiker und Ökonomen, die den New Deal für erfolgreich halten, verweisen auf das Ende der Depression und sehen teils auch eine psychologische Wirkung auf Investitionen und Nachfrage. Die gegenteilige Meinung sieht im New Deal eine Verlängerung der Krise, unter anderem dadurch, dass die höheren Löhne und Steuern wachstumshemmend gewesen seien. Eine Erhebung von 1995 zeigte, dass 6 Prozent der Wirtschaftshistoriker und 27 Prozent der Wirtschaftswissenschaftler voll und ganz der Ansicht zustimmten, dass der New Deal die Große Depression verlängert habe, während 74 Prozent der Wirtschaftshistoriker und 51 Prozent der Wirtschaftswissenschaftler diese These vorbehaltlos ablehnten.
Insgesamt werden besonders die Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen als Erfolg angesehen. So schrieben beispielsweise der wirtschaftsliberale Ökonom Milton Friedman und seine Frau in ihren Memoiren, dass sie Programme wie CCC und WPA für richtig hielten. Friedman selbst war als Statistiker bei der WPA angestellt. Weitaus kritischer fällt bei den meisten Experten das Urteil über die NRA aus.
Absage an den Totalitarismus
Die Große Depression traf neben dem Deutschen Reich die USA am schlimmsten. Roosevelt stand bei seinem Amtsantritt vor teils denselben Problemen wie Hitler, nämlich einer Rezession und hoher Arbeitslosigkeit. Anders als das Deutsche Reich und andere betroffene Staaten überlebte die amerikanische Demokratie die Weltwirtschaftskrise unbeschadet. Die USA verfielen nicht dem Totalitarismus. Welche Rolle der New Deal dabei genau gespielt hat, wird wohl weiterhin eine Streitfrage bleiben.
Im letzten Teil unser Artikelserie geht es um die langfristigen Folgen des New Deals und die Frage, welche Auswirkungen der New Deal in der amerikanischen Geschichte hat.
Bildrechte: Das Wandbild Construction of a Dam (1939) von William Gropper entstand im Rahmen von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen der Works Progress Administration für Künstler. Lizenz: Public Domain / PDUSGOV. Urheber: United States Department of the Interior
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