Der New Deal und seine Auswirkungen (Teil IV)

In den ersten beiden Teilen unserer Serie über den New Deal wurden Vorgeschichte und Maßnahmen des New Deal beschrieben. Es folgte eine Rezeption der Erfolge des New Deal. Heute geht es um die langfristigen Auswirkungen des New Deal: Was ist langfristig geblieben und welchen Einfluss hatte er – bis heute – auf die Vereinigten Staaten?

Grundstein des Sozialstaates und Infrastrukturausbau

Der New Deal schuf mit seinem öffentlichen Sozialversicherungssystem die Grundlagen für den modernen US-amerikanischen Sozialstaat. Auch wurden die Beziehungen zwischen Arbeitgebern und -nehmern partnerschaftlicher, wobei der Staat eine Vermittlerrolle einnahm. Der Fair Labor Standards Act erhöhte zudem die Löhne von 300.000 Menschen und reduzierte die Arbeitszeit von 11,3 Millionen.

Im Rahmen der verschiedenen Arbeitsbeschaffungsprogramme wurden zahlreiche große Infrastrukturprojekte abgeschlossen, die bis heute das Land prägen. Hier ist beispielsweise die Work Progress Administration (WPA) zu nennen. Als größtes WPA-Einzelprojekt baute die Tennessee Valley Authority (TVA) Staudämme und Wasserkraftwerke im stark von der Depression betroffenen Tennessee Valley. Noch heute ist die TVA eine der größten Stromerzeuger der USA.

New Deal-Konsens und New Deal-Koalition

Der New Deal prägte das politische System der USA für die kommenden Jahrzehnte. Zwischen 1940 bis 1980 bestand in weiten Teilen der Politlandschaft ein New Deal-Konsens bzw. ein liberal consensus. Roosevelts Nachfolger Truman weitete die Sozialversicherungen aus und erhöhte die Versorgungsleistungen. Auch der erste Republikaner im Amt nach Hoover, Dwight D. Eisenhower, stand im Wesentlichen zum New Deal. Dies trifft ebenso auf die demokratischen Präsidenten Kennedy und Johnson zu. Ein erster Versuch auszubrechen war die Nominierung des Sozialstaatsgegners Barry Goldwater durch die Republikaner im Jahr 1964. Goldwater musste eine deutliche Niederlage hinnehmen. Aus seinen Unterstützern formte jedoch die New Right, die zum Wahlsieg Reagans 1980 beitrug. 

Prägend war der New Deal insbesondere für die Demokraten, deren Programmatik sich seit den 1930er Jahren darauf konzentrierte, die Einkommen der Arbeiter, Angestellten und Landwirte zu stabilisieren; die Finanzwirtschaft und große Konzerne zu regulieren sowie zum Infrastrukturausbau und zur Arbeitsplatzbeschaffung beizutragen. Zudem erschloss er eine wichtige Wählergruppe für sie. So hatten Schwarze bis 1932 traditionell Republikaner gewählt, da diese im amerikanischen Bürgerkrieg für die Abschaffung der Sklaverei gekämpft hatten. Da die schwarze Bevölkerung von der Krise besonders betroffen waren, wandten sie sich mit dem New Deal den Demokraten zu. Bis zur Wahl von Nixon 1968 bestand dementsprechend eine New Deal-Koalition aus weißen Arbeitern, Farmern und ethnischen Minderheiten, die nun genauso mehrheitlich die Demokraten wählten, wie es die weißen Südstaatler damals taten. Durch die Zuwendung der Schwarzen wuchs der Einfluss der Bürgerrechtsbewegung auf die Partei.

Machtgewinn für die Bundesregierung und Auswirkungen auf die Außenpolitik

Die Zwölf Jahre andauernde Präsidentschaft von Roosevelt erzeugte einen dramatischen Machtgewinn für die US-Bundesregierung in ihrem Verhältnis zu den Bundesstaaten dar, wodurch FDR die Präsidentschaft als prominente Autoritätsfigur innerhalb der Regierung etablierte. Bis heute gelten zudem die ersten 100 Tage als ein Maßstab für Präsidenten – etwas, das sich aus Roosevelts first 100 days-Programm ableitet. Der New Deal sorgte darüber hinaus für einen Begriffswandel. So werden in den USA die Begriffe liberal beziehungsweise liberalism seit Roosevelt eher mit einer arbeitnehmerfreundlichen Politik und weniger mit dem Einsatz für unternehmerische Freiheiten assoziiert. 

Auch die amerikanische Außenpolitik wurde vom New Deal geprägt. Roosevelts Vorgänger Hoover verfolgte eine protektionistische Schutzzollpolitik, die die Depression verstärkte. Nachdem Roosevelt die Regierungsgeschäfte übernommen hatte, liberalisierte er den Handel wieder. Mit dem Reciprocal Trade Agreement Act von 1934 wurden die Grundlagen für eine Zollpolitik nach dem Prinzip der Meistbegünstigung gelegt.

Die Erfahrungen und Überzeugungen des New Deals beeinflussten zudem sowohl den Marshall-Plan als auch das Bretton-Woods-System, welche die USA nach dem Krieg maßgeblich geprägt haben.


 

Mit dieser Folge endet unsere Serie über den New Deal. Wer mehr über die Geschichte des New Deal erfahren möchte, sei folgende Literatur ans Herz gelegt.

Peter Clemens: Prosperity, Depression and the New Deal: The USA 1890–1954.
Stephanie Fitzgerald, Derek Shouba, Katie Van Sluys: The New Deal: Rebuilding America. 
David M. Kennedy: Freedom From Fear, The American People in Depression and War 1929–1945. 
Mary Beth Norton; et al. (2009). A People & a Nation: A History of the United States. Since 1865.  

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