Schwarz und Stolz

Vierzig Jahre ist es her, dass Toronto als erste kanadische Gemeinde den sogenannten Black History Month verkündete. In den vergangenen Jahrzehnten zu einer feststehenden Größe der nordamerikanischen Erinnerungskultur herangewachsen, wird der Black History Month gegenwärtig in Kanada, den USA, und ebenfalls in Großbritannien, Irland und den Niederlanden gefeiert. Doch was verbirgt sich hinter dem Begriff des Black History Month und worin liegen seine Wurzeln?

Grenzenlos und doch Verwurzelt

Jedes Jahr sind Kanadier dazu eingeladen, an den afrokanadischen Festivitäten und Events des Black History Month teilzunehmen. In der Zeit vom 1. bis zum 28. Februar finden diverse Veranstaltungen statt, anhand derer das kulturelle Erbe der afrokanadischen Gesellschaft in den Fokus gerückt und gewürdigt werden soll. Städte, Museen, Vereine, Theater, Tanzschulen und viele weitere Institutionen und Organisationen beteiligen sich am Black History Month, indem sie ein umfangreiches Programm anbieten. Die einmonatigen Feierlichkeiten sollen auf die Rolle der Afrokanadier innerhalb der kanadischen Gesellschaft – sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart – aufmerksam machen. Im Rahmen des Black History Month wird herausragender Persönlichkeiten gedacht wie auch afrokanadischen Erfahrungen, einschließlich der Umgang mit Rassismus, thematisiert.
Das diesjährige Thema der Kampagne der kanadischen Regierung anlässlich des Black History Month lautet dementsprechend „Black Canadian Youth: Boundless, Rooted and Proud“.

Seinen Ursprung hat der Black History Month in den Vereinigten Staaten von Amerika. Dort fand in den 1920er Jahren erstmals die sog. „Negro History Week“ statt, welche auf die Initiative des afroamerikanischen Gelehrten Dr. Carter G. Woodson zurückzuführen ist. Im Rahmen dieser Woche wurde das Ziel verfolgt, die breite Öffentlichkeit auf den Beitrag afroamerikanischer Bürger zur US-amerikanischen Geschichte aufmerksam zu machen. Das Vermitteln von Wissen durch die schulische Ausbildung stand hierbei im Vordergrund, da das öffentliche Bildungssystem bis dahin weder die Geschichte von Afrikanern im Allgemeinen noch die Erfahrungen afroamerikanischer Bürger im Speziellen thematisierte. In den 1960er Jahren begannen die USA den Black History Month offiziell zu feiern. Durch Gemeinschaftsaktivitäten versuchten die Organisatoren ein präziseres und ausgewogeneres Bild der afroamerikanischen Geschichte zu vermitteln. In Städten wie Halifax und Toronto gab es auch schon seit den 1950er-Jahren solche Feierlichkeiten.

Rassismus: kein Ding der Vergangenheit

In Kanada führte das kanadische Unterhaus im Jahr 1995 einstimmig den Februar als Black History Month ein. Der Antrag ging auf die liberale Abgeordnete Jean Augustine zurück, die erste schwarze Frau im kanadischen Parlament und später auch erste schwarze Ministerin Kanadas. Dreizehn Jahre später, im Jahr 2008, wurde der gleichlautende Antrag des Senators Donald Oliver, der erste afrokanadische Senator, ebenfalls einstimmig angenommen. In seiner Rede betonte Senator Donald Oliver die Notwendigkeit, den Black History Month seitens beider Parlamentskammern anzuerkennen. Hierdurch sollte die Wertschätzung des Parlaments gegenüber der afrokanadischen Bevölkerung zum Ausdruck gebracht werden. Oliver stellte heraus, dass das vielfältige Programm des Black History Month dazu beitrage Dialoge anzustoßen und bestehende Bildungslücken zu schließen. Nur wenige Kanadier seien darüber informiert, dass Sklaverei ein Bestandteil der kanadischen Geschichte ist oder aber ein Großteil der britischen Loyalisten, die nach der amerikanischen Revolution nach Kanada kamen, afrikanischer Herkunft waren. Ebenfalls wenig bekannt sei die Tatsache, dass in Kanada die Segregation bis in die 1960er Jahre akzeptiert wurde. Rassismus sei kein Relikt der Vergangenheit, sondern manifestiere sich gegenwärtig in rassisch ungleicher Arbeitnehmerschaft, die sich u.a. in Form ungleicher Einkommen niederschlage. Oliver sieht im Black History Month, durch welchen der black community aktiv gedacht wird, ein wirksames Mittel gegen den anhaltenden Rassismus.

Anlässlich des diesjährigen Black History Month 2019 veranstaltet die Stadt Toronto bis in den März hinein zahlreiche Film- und Theatervorstellungen, Kunstausstellungen und Lesungen, in Kooperation mit der Ontario Black History Society werden Food-Workshops, Tastings und vieles mehr angeboten. Das Themenspektrum der Ausstellungen ist breit gefächert und reicht von „Enslaved Africans in Upper Canada“ bis hin zu „Black Canadians in Sports“.


Bildquelle: Black History Month. U.S. Air Force graphic by Senior Airman Kristen Sauls. Creative Commons 2.0.

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