Is This MAGA Country?

Selbst denjenigen, die seit 2015 beharrlich nicht in den Trump Train einsteigen möchten, ist MAGA ein Begriff. Was Ronald Reagan mit Let’s Make America Great Again einen grandiosen Erfolg gegen peanut farmer turned president Jimmy Carter beschied, kann so schlecht nicht sein – das dachte übrigens auch Bill Clinton, der 2008 seine Frau Hillary in einem Radiowerbespot mit genau diesen Worten unterstützte. MAGA ist aber noch viel mehr – und damit ist nicht bloß die Welt der roten Hüte gemeint, die sich in mehr oder weniger ernst gemeinter Popkultur auch außerhalb der USA breit machen.

Ein Blick ins Internetlexikon zeigt: So viele Begriffe gibt’s dann doch wieder nicht, die MAGA sind. Na, und die Gelegenheit packt Don Jr. doch gleich am Schopf und stellt fest: MAGA steht auch für „Michael Avenatti Got Arrested“.

Für diejenigen, die dem glücklosen Juristen bisher wenig Aufmerksamkeit geschenkt haben: Gut so, ihr habt nichts verpasst! Einigen Leserinnen und Lesern ist Avenatti – oder, wie Fox News ihn regelmäßig nennt, der creepy porn lawyer – aber dann doch bekannt.

Man könnte meinen, wer sich mit dem Präsidenten anlegt und sich dafür einer Darstellerin bemächtigt, deren Filme es eher nicht zu Sundance schaffen, der fällt über seine Mandantenauswahl. Nun, im Fall Avenatti steckt – zur Enttäuschung derer, die aus unerfindlichen Gründen auch gerne sehen möchten, wie der Präsident sich der obstruction of justice schuldig gemacht haben soll – viel Profaneres hinter der Festnahme letzte Woche:

Avenatti soll sich mittels gefälschter Steuererklärungen ein höheres Einkommen ausgewiesen haben, als er tatsächlich hatte, um sich Bankdarlehen über mehrere Millionen US-Dollar zu sichern. Das Geld reichte dann aber doch nicht aus, um die $100,000-Villa (monatlich!) zu finanzieren, deshalb soll der creepy porn lawyer unlängst einen Sportartikelhersteller erpresst haben, um rufschädigende Äußerungen zu unterlassen. Kaum zu glauben, dass Avenatti bis Mitte November 2018 ernsthaft als Präsidentschaftskandidat der Demokraten gehandelt wurde, oder? Erst eine Festnahme wegen häuslicher Gewalt brachte wohl den Stein ins Rollen, der die Kandidatur unterbinden sollte.

Back to MAGA Country

Aber auch außerhalb der Gerichtssäle bleiben die Vereinigten Staaten MAGA Country. Daran ändert auch die Einstellung des Verfahrens in Illinois gegen Schauspieler Jussie Smollett nichts, dem vorgeworden wurde, einen Fall inszeniert zu haben, in welchem ihn zwei Personen – rassistisch motiviert – angegriffen und etwa einen Strick um den Hals gehängt hätten.

Wer in seinem Versuch, sich zum Opfer eines hate crime zu stilisieren, so weit geht, dass er seinen Tätern nicht nur einen Scheck ausstellt, damit diese ihn – gut sichtbar – angreifen, sondern der sich selbst auch Drohbriefe schickt, verdient nichts anderes als die ungeteilte Aufmerksamkeit der US-Justizbehörden. Wer mehr wissen möchte über den tiefen Fall des Empire-Schauspielers, dem sei dieser Artikel von Fox News empfohlen. Und dann wäre da noch eine grandiose Einlage von Saturday Night Live.

Candidate Biden – Once More?

Erinnert sich eigentlich noch jemand an den Präsidentschaftswahlkampf des früheren Vizepräsidenten Joe Biden? Noch vor dem Super Tuesday schied Biden im Januar 2008 aus dem Wahlkampf aus, nachdem er weniger als 1% der Stimmen auf sich vereinen konnte. Im dritten Anlauf (Biden war schon für die Wahl 1988 Kandidat gewesen, beendete dieses Unterfangen aber nach drei Monaten) könnte es jetzt aber vielleicht doch klappen. Oder?

Eigentlich hätten wir hier gar keinen Grund, groß über Biden zu schreiben, denn das hatten wir letzte Woche ja auch nicht – und die Woche davor auch nicht. Biden lässt sich Zeit, um seine mögliche Kandidatur bekanntzugeben. Jetzt aber bewegt sich die Sache – und das zu einem sehr unglücklichen Zeitpunkt und ausgelöst durch sehr unbequeme Anschuldigungen, denn: Glaubt man einer früheren Abgeordneten aus Nevada, so soll Biden sie unsittlich berührt und geküsst haben.

Diese Vorwürfe gegen Biden treffen insbesondere im republikanischen Umfeld auf amüsiertes Erstaunen, war es doch Biden, der meinte, er würde den Präsidenten quasi am Schulhof vermöbeln, um ihm zu zeigen, dass sein Verhalten nicht in Ordnung sei. Ja, und dann macht Biden es seinen Gegner natürlich auch noch leicht, indem er eine etwas – direkte – Umgangsweise mit jungen Frauen zu haben scheint. Irgendwie bekommen die Demokraten ihre Hände nicht ganz unter Kontrolle, will man meinen – erst Robert „Beto“ O’Rourke, jetzt Joe Biden.

Für die C-SPAN-Fans unter Euch gibt’s dazu diesen Clip, in dem Kandidat Biden vor zwölf Jahren ab Minute 01:00 zu einer etwas direkten Begrüßung ansetzt. Wem es aber deutlich mehr um Inhalte geht, dem sei der Rest des Videos empfohlen – darin gibt’s interessante Geschichten (und ein bisschen Seemannsgarn) über Bidens Zeit im Senate Foreign Relations Committee und seine Erlebnisse in Bosnien.

Definitiv mehr Wahrheitsgehalt als Hillary „Sniper Fire“ Clintons Jugoslawien-Stories.

Lässt uns mit seiner Entscheidung weiterhin auf der langen Leitung stehen: Joe Biden.
(Official White House Photo by David Lienemann)


Justice for Judge Jeanine?

She’s back! Gut, in Europa hat man ihre Abwesenheit nicht wahrgenommen und die zahlreichen Millionen US-Amerikaner, die ihre Sendung nicht ansehen, haben es wahrscheinlich auch nur am Rande mitbekommen – aber Judge Jeanine Pirro hat es nach zweiwöchiger Zwangs-Sendepause wieder zurück zu Fox News geschafft. Der Sperre vorausgegangen war eine längere Tirade gegen die regelmäßig mit antisemitischen Ausfällen auf sich aufmerksam machende demokratische Abgeordnete Ilhan Omar.

Und was für eine Rückkehr es war! Ein Rundumschlag gegen ihre Kritiker, gegen die Medien, die Demokraten, Komödianten… ach, und viele mehr. Hätten wir uns die Sendung länger angesehen, könnten wir die Liste auch noch fortführen, aber so müssen wir uns wohl mit diesen drei Gruppen begnügen.

Ganz unberechtigt war die Sorge der Pirro-Fans aber nicht, denn dass Fox News eine Moderatorin quasi aussperrt, nachdem diese sich in einem Ton äußert, der bei Sean Hannity oder Tucker Carlson doch mit großer Wahrscheinlichkeit toleriert worden wäre, lässt aufhorchen. Viele sehen dabei auch einen Rutsch des Senders nach links oder zumindest in die Mitte und fürchten wohl eine Kettenreaktion: heute Jeanine Pirro, morgen der konservative Podcaster Ben Shapiro?

Wie dem auch sei, wer gerne immer wieder Rudy Giuliani als Gast im Fernsehen sieht, der hat ja jetzt wieder um 03:00 morgens einen Grund, den Wecker zu stellen.

Und sonst?

Na, Kultur natürlich. Muss ja sein, macht der Hauptautor sonst ja auch immer. Auf Platz eins der Buchcharts der New York Times schafft es – aus dem Stand – der vorgenannte Ben Shapiro mit The Right Side of History. Kann man lesen, muss man aber nicht, ist aber sicher nicht gehaltloser als die anderen Bücher, mit denen es das Werk im Kampf um die Bestsellerliste aufnimmt.

Und – fast am Ende angekommen – gibt es noch ein kulturelles Meisterstück der Rap-Geschichte, das in der vergangenen Woche seinen zwölften Geburtstag gefeiert hat. Wer sich eingehend mit der Präsidentschaft von George W. Bush befasst, der begegnet nach gefühlt einer Minute Karl Rove, der als sidekick to the President auch mal ganz anders konnte.

Und jetzt, zum Abschluss: Ein wunderbar einsichtiger Video-Op-Ed in der New York Times zum Thema Venezuela, der auch dem letzten Maduro-Apologeten die Tomaten von den Augen nimmt.


Titelbild: Gage Skidmore, Creative-Commons-Lizenz.

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