Ab dem 16. Jahrhundert führte Frankreich eine enorme koloniale Expansion in Nordamerika durch. Das „neue Frankreich“ wurde geschaffen: Quebec.
Eine Kolonie, die sich auf ihrem Höhepunkt 1712 von Kanada bis zu den Ufern des Golfs von Mexiko erstreckte. Nach der Niederlage Englands im Siebenjährigen Krieg von 1756 bis 1763 gab Frankreich den Großteil des Neuen Frankreichs gegen Guadeloupe auf. Die im 16. und 17. Jahrhundert erfolgte Niederlage des französischen Reiches markierte den Aufstieg des Britischen Reichs im 19. Jahrhunderts. Frankreich hatte seine “transatlantischen Rechte” in Nordamerika verloren.
Der britische Sieg führte zu einem raschen Anstieg der Zahl der englischen, schottischen und irischen Siedler in den ehemaligen Ländern des neuen Frankreichs. Im Jahr 1791 proklamierte der kanadische Verfassungsakt die Schaffung von zwei Provinzen: das hauptsächlich englischsprachige Oberkanada (Ontario), und das französisch besiedelte Niederkanada (Quebec). Der Aufstand der Franzosen zwischen 1837 und 1838 wurde von der englischen Armee niedergeschlagen und so kam es am 1. Juli 1867 zur Gründung von sogenannten „Dominions“- selbstverwaltenden Herrschaftsgebieten (Kolonien) innerhalb des Britischen Reichs.
Die britische Krone unterzeichnete ein Dekret zur Gründung der Kanadischen Konföderation: aus drei britischen Kolonien wurden vier kanadische Provinzen – Ontario, Québec, New Brunswick und Nova Scotia. So begann die Geschichte der katholischen und der französischsprachigen Provinz Quebec. Was einst als kleine Kolonie begann, zählt heute ungefähr 8.000.000 Einwohner. Die offizielle Amtssprache ist Französisch.
Der erste Juli zählt heute zum nationalen Feiertag „Canada Day“.

Bildquelle
Quebec und Frankreich teile eine lange, gemeinsame Geschichte. Ihr Höhepunkt war der Besuch von Präsident Charles de Gaulle in Kanada im Jahr 1967. Dies war der erste Besuch des französischen Staatsoberhaupts in Quebec seit 1763 mit dem Fokus auf die gemeinsame Identität von Franzosen und Quebeckern. De Gaulle, der die Entwicklung der Selbstbestimmung von Quebec mit großem Interesse verfolgte, träumte schon immer von der Bildung eines frankophonen Staates in Nordamerika. Während seines Besuchs in Montreal wandte sich General de Gaulle an die Quebecker und beendete seine Begrüßungsrede mit den berühmten Worten: „Vive le Québec! Vive le Québec libre!“

Bildquelle
Die 1960er-Jahre gingen für Quebec mit einer Kette politischer und sozioökonomischer Ereignisse in Kanada einher, die als „stille Revolution“ (fr. Révolution tranquille, eng. Quiet Revolution) in die Geschichtsbücher eingegangen ist. Sie brachten die Kanadier und die Weltgemeinschaft dazu, das ethnische Bild des kanadischen Staates, und vor allem die Beziehung zwischen ihren Hauptbestandteilen neu zu betrachten: der Anglo-Kanadier-Gemeinschaft und der französisch-kanadischen Gemeinschaft.
Wichtige Veränderungen haben sich auf alle Aspekte der französischen Provinz ausgewirkt, die den Weg der Modernisierung und die Suche nach einer eindeutigen nationalen Identität eingeschlagen hat.
Heute ist Quebec immer noch auf der Suche nach der eigenen Identität – es wird nicht mehr als der französische Teil Nordamerikas, sondern als eine der Provinzen Nordamerikas angesehen – jedoch mit Französisch als Amtssprache. Die französische Kultur ist für Quebecer mittlerweile weiter entfernt als die nordamerikanische Kultur – auch wenn Quebec stets das Zuhause für die größte französische Diaspora der Welt bleiben wird.
Bildquelle: Façade de la résidence du consul général de France à Québec en 2015. Florencecassisi. Creative Commons 4.0.