2.977 Menschen. So hoch ist die Zahl der Toten des 11. September 2001. Die zahllosen Verletzten und später durch giftigen Schutt erkrankten Retter zählen wir hier noch gar nicht mit. Fest steht: Kein anderer Tag der modernen Geschichte steht so sinnbildlich für einen Dolchstoß ins Herz einer freiheitsliebenden Demokratie. Nicht nur die Vereinigten Staaten wurden angegriffen, sondern alle, die für ein Leben in Freiheit einstehen. Für Freiheit von religiöser Autokratie – und Freiheit von Terror.
Wer einmal am Ground Zero Memorial stand oder am 11. September einer der zahlreichen Gedenkfeiern quer durch die Vereinigten Staaten beiwohnte, der weiß, dass diese von neunzehn radikalen Muslimen verursachte Wunde nie verheilen wird. Es ist keine Schande, wenn man als Europäer an diesem Gedenken noch nicht teilgenommen hat – für US-Amerikaner, insbesondere für Kongressabgeordnete, sieht die Thematik natürlich anders aus. Umso deutlicher war das kollektive Herunterfallen der gesellschaftlichen Kinnlade zu hören, als Ilhan Omar, frischgewählte Abgeordnete der Demokraten und latent antisemitisches poster child von CAIR, 9/11 salopp zusammenfasste als: Some people did something.

Ohnehin gibt es so ein paar Organisationen, bei denen man nicht sprechen sollte. Man spielt ja schließlich auch nicht mit den Schmuddelkindern der alt right und alt lite, obwohl deren Organisationen – trotz der Ereignisse von Charlottesville 2017 – durch die US-Bundesbehörden nicht als „unindicted co-conspirator or joint venturer„, quasi Unterstützer, einer „wohltätigen“ Gruppe identifiziert wurden, deren Wohltätigkeit sich auf die Unterstützung islamischer Militanter beschränkt.
Never forget: Bei CAIR, dem Council on American-Islamic Relations, handelt es sich nicht um eine Bürgerrechtsgruppe wie etwa die ACLU oder die Anti-Defamation League. CAIR spielt nicht nur mit den Schmuddelkindern wie Hisbollah und Hamas, sondern auch mit den Muslimbrüdern. Entsprechend ist wenig verwunderlich, dass auch der Präsident auf den Zug der Kritik aufgesprungen ist.
Das Dilemma mit den Illegalen
„Wo ist die Freiheit, wo kann ich sie finden?“, das sangen und fragten sich schon die Bewohner der Ostzone. Den Realisten unter ihnen war klar: zwischen ihnen und der Freiheit steht eine fast undurchdringliche Mauer. Anders verhält es sich in den USA: Wer einwandern möchte, aber kein dafür notwendiges immigrant visa aufweist, nutzt einfach die tausende Kilometer lange unbefestigte Grenze. Allein im März wurden mehr als 100.000 Illegale durch Angehörige des US-Grenzschutzes aufgegriffen.

Was tun? Der Illusion von bipartisan legislation geben wir uns in Sachen Einwanderungsrecht gar nicht mehr hin und stellen stattdessen fest, dass der Präsident eine andere Lösung gefunden haben will: Die progressiven sanctionary cities sollen ihre Medizin jetzt mit dem großen Löffel verabreicht bekommen und Busladungen voll Illegaler frei Haus erhalten.
Im Weißen Haus scheint man förmlich auf die Frage zu warten, was denn dagegensprechen würde. Fakt ist, dass sanctuary cities aktiv die Mithilfe bei der Abschiebung von in ihnen befindlichen Illegalen und sogar gewaltkriminellen Illegalen verweigern. Nun, da sich in den betroffenen Gebieten aber die Empörung über den präsidialen Gedanken mehrt, warten die Geiger Trump und Miller nur darauf, ihre Melodie von „Wir dachten, jede Migration sei aus Eurer Sicht gut“ spielen zu können. Fest steht, dass San Francisco mit einigen Problemen zu tun hat, die die Straßen nicht gerade mit Gold pflastern.
Klar, ganz so einfach ist es nicht – und eine Lösung des Problems stellt die mögliche Herangehensweise des Präsidenten und/oder seines Teams auf keinen Fall dar – vielmehr macht das Angebot einer Busreise nach Kalifornien den illegalen Grenzübertritt noch attraktiver, könnte man meinen. Ob und inwieweit die sanitären Probleme von San Francisco mit illegaler Migration zusammenhängen, ist eine ganz andere Frage, zu der es zahlreiche Sichtweisen gibt.
Bill Barr: Die Exekutive schlägt zurück?
Würden wir keinen US-amerikanischen Nachrichtenüberblick für Euch machen, dann könnten wir mit dieser Überschrift auch beschreiben, wie Herbert Kickl und seine tollkühne Crew Kampfkraft gegen Raver simulierten – stattdessen stieht Bill Barr, seines Zeichens Attorney General, wieder die Schau. Was haben Trump-Fans sich schon gewundert über seinen Vorgänger Jeff Sessions, der sich ruck-zuck aus den Russland-Ermittlungen herauszog und der den erhofften Gegenschlag nicht und nicht liefern wollte.
Großer Auftritt für Bill Barr: Jetzt, wo der Mueller-Report bald veröffentlicht werden soll (…diese Woche, wie er meint…) und als feststeht, dass dieser Report wenig Brisantes enthalten wird, holt er zum Schlag aus.
Nielsen out, Assange in
Tja, was lange gärt, wird endlich Wut – und so verabschiedeten wir uns zuletzt von Kirstjen Nielsen, der Heimatschutzministerin, deren politisches Vermächtnis von Progressiven darauf reduziert wird, dass sie Kinder „in Käfige gesteckt“ hätte. Schade nur, dass diese Käfige schon 2014 existierten.
Nielsen hatte tatsächlich keine einfache Aufgabe, musste sie doch eine Balance schaffen zwischen einer möglichst humanen Herangehensweise und der Tatsache, dass die Mittel ihres Ministeriums, die für den Grenzschutz und damit verbundene Ausgaben aufgewandt werden können, stark begrenzt sind. Wir erinnern uns nur an den letzten government shutdown, der sich jetzt in ein paar Kilometern impermeable barrier niederschlägt – von Mauer kann ja gar keine Rede sein.
Doch während die Ministerin das Spielfeld verlässt, betritt ein fast schon vergessener Akteur wieder die Weltmedien: Julian „WikiLeaks“ Assange! Ja, was war denn noch schnell mit WikiLeaks? Fragt sich der Präsident momentan auch, wobei er 2016 noch Bescheid zu wissen schien. Assange, das ist der Mann, der dabei geholfen haben soll, die E-Mails des Democratic National Committee zu veröffentlichen.
Aber – und das ist erstaunlich – dafür machen ihm die Vereinigten Staaten noch gar keinen Prozess. Vielmehr geht es im Auslieferungsansuchen darum, dass Assange dem mittlerweile verurteilten und geschlechtsgewandelten Bradley Manning dabei geholfen haben soll, eine Verschlüsselung zu knacken.
Kultur
Game of Thrones ist zurück! Für diejenigen, die – wie der Autor– davon aber erst im Radio erfahren und in einer no spoiler recap erklärt bekommen müssen, warum diese Staffel so ruhig begonnen haben soll, bietet sich eine Fernsehserie an, die schon abgeschlossen ist. Ob sie genauso spannend ist, kann hier nicht festgestellt werden (dazu müssten wir uns ja Game of Thrones zu Gemüte führen).
Daher: Wem die aktuellen leadership people im Repräsentantenhaus schon Drachen genug sind, der findet bei The Americans (FX) sechs Staffeln lang Zuflucht und kann das Leben zweier KGB-Agenten in den Vereinigten Staaten der 1980er mitverfolgen. Großartig gespielt und in Zeiten des Mueller Report und der Internet Research Agency vielleicht nicht zu 100% aus der Luft gegriffen.
Was empfehlen wir Euch sonst? The Looming Tower, ein Zehnteiler über die Angriffe am 11. September. Insbesondere für diejenigen unter Euch, die Ilhan Omar noch besser verstehen und dabei noch weniger begreifen können wollen, sehenswert!
Und damit Ihr auch musikalisch auf dem neuesten Stand seid: Weiterhin auf Platz eins der US-Charts ist Old Town Road von Lil Nas X, der Country und Rap auf interessante Weise mischt. Für die hartgesottenen Country-Chart-Leute war das wohl zu viel Rap, denn tatsächlich wurde das Lied von den Country-Charts entfernt! Damit bleibt Carrie Underwood mit Inside Your Heaven aus dem Jahr 2005 die letzte Country-Sängerin, die Platz eins erreicht hat.
P.S.: Seid Ihr Fans von Robert de Niro? Dann müsst Ihr stark sein – denn jetzt, da der Mueller Report sich als wenig gehaltvoll entpuppt, gibt’s de Niro nicht mehr bei SNL. Ersatz ist aber gefunden – creepy porn lawyer Michael Avenatti. Oder zumindest jemand, der seine Anklagepunkte aufzählt und fast so creepy dabei aussieht wie der Anwalt, mit dem seine berühmteste Mandantin nichts mehr zu tun haben will. Kopf hoch, Michael, someone’s gotta run as someone’s VP.
Titelbild: Ground Zero, New York. Roman Boed, Flickr.