Wie kannst du dir nur so hart gönnen, Joe?

 

Trump, Trump, Trump. Nachdem wir uns bei Transatlantic Takes gefragt haben, was denn sonst noch in den Vereinigten Staaten passiert, ist unser Nachrichtenautor kurzerhand nach Washington geflogen, um dort festzustellen: so viel mehr gibt es dann auch nicht. Während aber in Deutschland die politische Sommerpause naht, müssen die amerikanischen Kollegen in Senat und Repräsentantenhaus noch bis Anfang August durchhalten. Wir finden: wenn es schon im Juni knappe 30°C in Washington hat, fällt es schwer, noch bis August einen kühlen Kopf zu bewahren. Zwanzig Glücklichen muss das aber auf jeden Fall schon in den nächsten Tagen gelingen – denn am 26. und 27. Juni heißt es für so viele Demokraten: The stage is yours!

Die Kandidatenaufstellung für den 26. Juni… (Bildquelle: countable.us)
…und die Kandidaten für den 27. Juni (Bildquelle: countable.us)

Und obwohl die Redaktion von Transatlantic Takes aus großen Freunden der US-Politik besteht, haben auch wir so einige Probleme, Euch zu erklären, welcher Kandidat welche Forderungen hat, ohne selbst nachzuschlagen. Manche Kandidaten wissen das aber auch nicht, mutmaßen wir mal ganz vorlaut. Andrew Yang und Robert „Beto“ O’Rourke hatten wir Euch schon vorgestellt, für Mayor Pete und den Rest der coolen Gang fehlte uns irgendwie noch das Interesse.

Übrigens fragen nicht nur wir uns, wie viele ernsthafte Herausforderer es für den Präsidenten gibt, der im Lauf dieser Woche seine Wiederwahlkampagne offiziell beginnen möchte. Auch Joe Biden wirkt, als würde er eine Kampagne betreiben, die davon ausgeht, dass er bereits der gesetzte Präsidentschaftskandidat ist. Und Biden hat tatsächlich einen guten Grund für diese Annahme: Auch nach den kleinen Zwischenfällen, die ihm den Spitznamen Creepy Uncle Joe einbrachten (wir haben’s von Demokraten gehört!), bleibt Biden selbst in einer Fox-News-Umfrage komfortabel in Führung – sowohl in einem Duell zwischen ihm und dem Präsidenten als auch gegenüber den anderen Vorwahlkandidaten.

Und während die anderen Kandidaten Tag um Tag in umkämpften Bundesstaaten verbringen, besucht Joe Biden zahlreiche Fundraising-Events, von denen der Rest des Kandidatenfelds zunehmend weniger hält. Zu gefährlich scheint ihnen die Nähe zur Wall Street – dann doch lieber zahlreiche Kleinspenden und Tankfüllungen.

Joe, wie kannst du dir nur so hart gönnen? Es fehlen nur noch die Aviators und ein Paar Sperrys, um Bidens Aussagen komplett over the top wirken zu lassen. Die Wähler wollen einen jungen Kandidaten? Sollen sie einen wählen. Die Wähler wollen eine Kandidatin wählen? Sollen sie eine wählen. Uncle Joe couldn’t care less.

The Opportunity of a Lifetime…

…war nicht nur das Amt des britischen Premierministers für Theresa May, sondern auch die Rolle der Pressesprecherin für Sarah Huckabee Sanders. Beide waren den Tränen nahe, als sie ihren jeweiligen Abschied bekannt gaben.

Mit Sanders verlässt eine der längst dienenden Vertrauten des Präsidenten das Weiße Haus – und erhält von Präsident Trump großes Lob zum Abschied. Das kennen wir schon ganz anders und erinnern uns etwa an den White House Communications Director, der meinte: I want to f*cking kill all the leakers„.

Whatever floats your boat, man. Es war nicht verwunderlich, dass weder Sean Spicers restliche Karriere im Weißen Haus noch die gesamte Zeit seines plötzlichen Vorgesetzten Anthony Scaramucci viel länger dauerte als ein paar Wochen.

Umso erstaunenswerter ist, dass etwa The Week meint, „The Mooch“ wäre ein guter Kandidat für Sanders‘ Nachfolge. Im Gegensatz zum vorletzten Sommer scheint er sich ja auch wieder mit seiner Frau versöhnt zu haben – und um unserem Kulturteil vorzugreifen: Deidre Scaramucci gibt’s möglicherweise bald bei einer weiteren Staffel einer großartigen Kreation des US-amerikanischen Fernsehens zu sehen.

Is This Person a Citizen of the United States?

Man kann sich das Leben auch schwer machen. Das gilt nicht nur für Privatpersonen, sondern auch für ganze Staaten. Denn während in Deutschland im Mikrozensus etwa die Staatsangehörigkeit der Einwohner abgefragt wird, gibt es in den Vereinigten Staaten noch keine solche Frage. Warum ist das aber überhaupt wichtig?

Auf Basis der Antworten auf den jeweiligen U.S. Census werden die Einwohnerzahlen der Bundesstaaten ermittelt – und diese sind wiederum Grundlage für die Verteilung der 435 Sitze im Repräsentantenhaus. Verfechter der Frage nach der Staatsangehörigkeit meinen nun etwa, dass die Abgeordneten Politik für US-Amerikaner machen und nicht etwa für die ausländische, in den USA befindliche Bevölkerung – übrigens unabhängig von der Frage, ob besagte ausländische Personen nun legal oder illegal in den Vereinigten Staaten aufhältig sind.

Dem steht wiederum die Skepsis gegenüber, nach welcher Personen davon abgehalten würden, den Volkszählungsbogen überhaupt auszufüllen oder zurückzuschicken – ganz nach dem Motto: Wer möchte schon zugeben, dass er keinen Aufenthaltstitel hat

Ob man nun einen Versuch sieht, Staaten mit vielen Migranten rechnerisch kleiner zu machen oder ob man ein legitimes Interesse des Staats bejaht, zu wissen, wie viele Amerikaner es eigentlich gibt – letztlich wird der Supreme Court voraussichtlich gegen Monatsende eine Antwort auf die Frage finden, ob der U.S. Census 2020 eine solche Frage enthalten soll. Zusätzliches Öl im Feuer kommt dabei aus dem House Committee on Oversight and Reform, welches davon ausgeht, dass die Fragestellung politisch motiviert sei. Um mehr darüber zu erfahren, sollen entsprechende Unterlagen dem Komitee zugehenWir halten Euch auf dem Laufenden.

Kultur…

…ist eines unserer Steckenpferde. All diejenigen unter Euch, die vor Jahren von Spotify auf Apple Music umgestiegen sind, um weiterhin Taylor Swift zuhören zu können und um anschließend festzustellen, dass sie jetzt doch wieder auf allen Kanälen trällert, können sich dabei über ein neues Lied freuen, das nicht ganz ohne Seitenhieb auf den Präsidenten auszukommen scheint, der ihre Musik seit einigen Monaten ohnehin um 25% weniger mag. Vorhang auf für „You Need To Calm Down“:

„You Need To Calm Down“ gilt leider auch für alle Fans der Bruins, die beim meistgesehenen NHL-Spiel aller Zeiten zusehen mussten, wie das Bostoner Team eine überschaubare Leistung bot. Tja, vielleicht klappt’s 2020. We’ll see.


Titelbildquelle: U.S. Department of Defense, gemeinfrei

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