Pick your poison, liebe Leserinnen und Leser! Denn während in Deutschland der Sommer schon wieder vorbei zu sein scheint, beginnt in den Vereinigten Staaten erst jetzt die hurricane season. Pech nicht nur für die Bewohner der Südstaaten, die sich auf den ersten Blick damit trösten dürfen, dass es sich beim kommenden Sturm um einen verhältnismäßig schwachen Hurrikan handeln wird.
Pech insbesondere für den Autor, der – dem Hamburger Schlagermove gerade noch entflohen – sich auf Gewitter, Gewitter und Gewitter freuen darf. Na, wenigstens ist der Schlagermove auch ins Wasser gefallen. Aber zurück in die USA – und zu den eigentlich wichtigen Geschehnissen der letzten Tage.
Ziemlich beste Freunde…
…waren Jeffrey Epstein und gefühlt das halbe who is who der US-amerikanischen Politik in den letzten Jahrzehnten. Epstein, muss man den kennen? So etwa, denn der wealthy financier, dessen Vermögensherkunft und Vergangenheit aber niemand wirklich kennen will, ist wegen möglichen Missbrauchs Minderjähriger angeklagt worden. Für die Gerichte ist Epstein kein Unbekannter – schon im Jahr 2007 wurde er wegen ähnlicher Vorwürfe veurteilt, erhielt aber dank einer Intervention eines Staatsanwalts eine sehr geringe Strafe. Dieser Staatsanwalt war niemand anderes als Alex Acosta, der Arbeitsminister der Vereinigten Staaten. So ist es wenig verwunderlich, dass letzterer seinen Rücktritt in der vergangenen Woche bekanntgegeben hatte.
Einen tiefgründigen Einblick zu den Folgen dieses Rücktritts gibt es etwa bei den Kollegen von PBS:
Jetzt wäre Transatlantic Takes aber nicht Transatlantic Takes, wenn Ihr hier nur Artikel und Ereignisse ohne interessante Beobachtungen aufgelistet bekommt. Und deshalb gilt unser besonderes Augenmerk etwa der Verbindung Epsteins zu Präsident Trump und dem ehemaligen Präsidenten Bill Clinton.
Einst ein „Terrific Guy“ aus der Sicht von Donald Trump, waren Epstein und Trump zuletzt im Schlechten auseinandergegangen – glaubt man der New York Times, so machte Epstein Trump etwa für Probleme mit der Polizei verantwortlich. Während Trump aber von der einstigen Freundschaft so gar nichts mehr wissen möchte, hat Epstein diese hochstilisiert. Und doch steht zugleich fest: Egal, welche Beziehung hier bestanden haben mag – Präsident Trump ist nicht 26 Mal mit Epsteins Privatjet verreist. Dieser Rekord geht nämlich an Präsident Bill Clinton, der aber von diesen Flügen gar nichts mehr wissen möchte. Oder davon, dass er seine Personenschützer kurzerhand von den Reisen ausgeladen hat. Oh, well.
Ungesunde Preise für Medikamente?
Die Präsidentschaftswahlen 2020 rücken näher und näher – und trotz einer aus eigener Sicht definitiv erfolgreich durchgezogenen Agenda ist auch im Weißen Haus das Bedürfnis nach plakativen Erfolgen nicht gesättigt. Steuerreform? Erledigt. NAFTA? Neu verhandelt (so in etwa). Iran-Abkommen? Vergangenheit. Aber… eine Sache war da doch noch? Ach, genau. „Obamacare“ abschaffen.
In diese Kerbe schlug Präsident Trump vor wenigen Monaten mit seinen Bemühungen, die Preise für Medikamente zu verringern – denn die sind weltweit mit am höchsten. Dass das Thema bis zur Wahl noch an Fahrt gewinnen wird, stellte die Washington Post schon vor ein paar Wochen fest und beobachtete dabei auch, dass die Antwort aller demokratischen Kandidaten auf die Frage der Wählerinnen und Wähler, wie die Gesundheitsvorsorge und -versorgung bezahlbar bleiben oder werden soll (Demokraten und Republikaner unter Euch können sich einen Begriff aussuchen), ziemlich unzureichend ist. Vom Begriff des single payer health care system allein ist eben noch kein Kranker wieder gesund geworden.
Aber zurück zum Punkt: Egal, was der Präsident zu unternehmen scheint, es will im Bereich der Gesundheit einfach nicht klappen. Und so ist auch im dritten Jahr einer Präsidentschaft, die auch mit dem Ruf nach repeal and replace errungen wurde, der Affordable Care Act weder beseitigt noch ersetzt worden. Stattdessen gibt es eine Politik der kleinen Schritte, die aber in der vergangenen Woche wieder einen Rückschlag erlitten hat: Pharmaunternehmen müssen die Preise ihrer Medikamente nicht im Rahmen der Fernsehwerbung mitteilen. In einem Land, in dem Hersteller nichts unversucht lassen, damit potentielle Patienten ihren Arzt unbedingt nach dem neuesten Medikament fragen (besonders freuen wir bei Transatlantic Takes uns über die großartigen Werbe-Jingles, die entworfen werden…), hat das Aussagekraft.
Wie aber können Präsident Trump und Mitstreiter – wie etwa Sen. McConnell – doch noch am Ende des Tages lachen? Ganz einfach: Der Präsident überlegt laut, ob die Preise für Medikamente an europäische Niveaus angeglichen werden sollen – notfalls per executive order. Und so geht sie weiter, die Politik der kleinen Schritte und Schnitte.

Ein Sturm im Wasserglas…
…scheinen die groß angelegten ICE Raids gewesen zu sein. Zur Erinnerung: Ursprünglich hatte Präsident Trump angekündigt, dass die Vollstreckungsbehörde des Heimatschutzministeriums am Sonntag große Razzien in Städten durchführen würde, um möglichst viele illegal Eingewanderte zu fassen und abzuschieben. Wir glauben einfach mal NPR und stellen fest: The biggest raid that never happened. Und doch gilt: Nichts genaues weiß man nicht.
Kultur
Hinfort mit Old Town Road! Keine Sorge, Lil Nas X befindet sich auch nach vierzehn Wochen weiterhin auf Platz eins der US-Charts. Heute aber beschäftigen wir uns nicht nur mit einem musikalischen Überflieger, sondern mit den Überfliegern schlechthin: Den drei Männern, die am 16. Juli 1969 aufbrachen, um die ersten Menschen auf dem Mond zu sein. Pünktlich zum 50. Jubiläum ist die Mondmission wieder in aller Munde – und auch wir werden Euch spannende Fakten präsentieren. Für heute verabschieden wir uns aber erst einmal mit einem Bild der greatest mission that (n)ever happened. Spaß beiseite, liebe Flacherdler und Mondlandungsleugner: Freut Euch doch einfach mit uns!

Titelbildquelle: Department of Homeland Security, gemeinfrei