Wieder kein Impeachment, ein neuer Einbürgerungstest, Skurriles rund um eine Fast-Food-Kette und ein neuer Arbeitsminister – auch abseits des 50. Jubiläums der ersten Mondlandung liegt eine spannende Woche hinter uns. Willkommen zurück zum Wochenrückblick – der natürlich auch nicht ohne einen Blick auf den Ruf „send her back“ auskommen kann.
„Send her back“
Eigentlich könnten wir den Rückblick immer wieder aufs Neue auch mit Ilhan Omar beginnen oder gar füllen – denn die somalischstämmige Kongressabgeordnete füllt in den USA immer wieder die Schlagzeilen. Das liegt aber nicht nur an ihr selbst, sondern auch daran, dass sie für den Präsidenten ein sehr gutes Ziel abgibt: Sie verhindert jedwede Nachforschung darüber, ob sie denn wirklich mit ihrem Bruder verheiratet war (gemeinsame Steuererklärungen haben die beiden jedenfalls abgegeben), steht der amerikanischen Unterstützung für Israel mehr als nur kritisch gegenüber und steht dem linken Parteiflügel nahe.
Jetzt könnte man natürlich sachliche Kritik üben und zeigen, warum Omars Ansichten regelmäßig etwas unamerikanisch erscheinen – auch in einer Zeit, in der es kein House Committee on Un-American Activities mehr gibt. Senator McCarthy hätte jedenfalls seine helle Freude an Ilhan Omar gehabt. Aber es geht natürlich auch anders – und so riefen tausende Teilnehmer der jüngsten campaign rally des Präsidenten voller Inbrunst: „Send her back!“
Gut, wir verstehen: Omar muss man nicht mögen. Wirklich nicht. Auch wir bei Transatlantic Takes haben – hands down – eine kritische Meinung von einer Abgeordneten, die in außenpolitischen Fragen kein Problem mit der BDS-Bewegung zu haben scheint. Aber: Wohin schickt man Leute zurück, die nur mehr US-amerikanische Staatsangehörige sind? Genau. Wissen wir nämlich auch nicht. Der Menge in Greenville, NC war das aber recht egal.
Wir lassen Euch jedenfalls mal den O-Ton des Präsidenten hier, denn bei der Anzahl an Tweets kann der schon mal verloren gehen:
Those Tweets were NOT Racist. I don’t have a Racist bone in my body! The so-called vote to be taken is a Democrat con game. Republicans should not show “weakness” and fall into their trap. This should be a vote on the filthy language, statements and lies told by the Democrat…..
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) July 16, 2019
332-95-1…
…sind richtig schöne Ergebnisse für eine Abstimmung im Repräsentantenhaus, denn eine so deutliche Mehrheit gibt es selten. Konkret ging es vergangene Woche um einen Antrag, ein impeachment-Verfahren gegen den Präsidenten einzuleiten. Der nahm die Sache nicht nur gelassen hin, sondern wurde nicht müde, festzuhalten, dass selbst in den Reihen der Demokraten das Verfahren mehr als umstritten ist.
Das liegt im Übrigen nicht nur daran, dass Abgeordnete rund um Nancy Pelosi fürchten, dass ein solches Verfahren die Anhänger des Präsidenten umso stärker mobilisieren könnte bei der nächsten Wahl im November – warum die Mobilisierung so wichtig ist, erklärt etwa die New York Times im Detail –, sondern auch daran, dass der Ausgang des Verfahrens von vorne herein klar scheint: Ein im Repräsentantenhaus erfolgreiches Verfahren würde im Senat recht rasch abgeschmettert werden.
Aber auch Präsident Trump kann den Kleinkrieg rund um das Sägen an seinem Sessel nicht ganz lassen:
The United States House of Representatives has just overwhelmingly voted to kill the Resolution on Impeachment, 332-95-1. This is perhaps the most ridiculous and time consuming project I have ever had to work on. Impeachment of your President, who has led the….
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) July 17, 2019
Ein neuer Einbürgerungstest?
Nur 27% der Unter-40-Jährigen in den Vereinigten Staaten würde den aktuellen Einbürgerungstest bestehen – und insgesamt auch nur 27% der Gesamtbevölkerung von Louisiana. Das wirft die Frage auf, ob der Test auch noch zeitgemäß ist, wenn von Amerikanern und denen, die es nach Jahren des Lebens in den USA werden wollen, so ein unterschiedlicher Wissensstand erwartet bzw. erzogen wird.
Mal ganz ehrlich, wir nehmen an, dass die Mehrheit unserer Leser zumindest drei der ursprünglichen dreizehn Bundesstaaten nennen kann. Die Mehrheit der Amerikaner kann es leider nicht. Als begeisterte Vermont-Fans aus verschiedenen Gründen (nur Bernie Sanders gehört im Fall des Autors nicht unbedingt dazu) freuen wir uns aber, festzustellen, dass der Staat als einziger über eine Mehrheit verfügt, die den Test bestehen würde.
Was macht man aber jetzt? Ein neuer Test soll her. Wie genau der aussehen soll, steht noch in den Sternen – im Herbst soll es dazu aber Genaueres geben. Bis dahin können sich Feinde des Präsidenten wieder ausmalen, dass der neue Test gegen Migranten gerichtet sein würde. Aber in den Worten des Direktors der Einbürgerungsbehörde: „It just looks like another version of a civics exam.“ Stay tuned.
Der neue Arbeitsminister…
…ist der Sohn von Antonin Scalia. Noch bekannt? Scalia, eine Ikone der Originalisten im Supreme Court, übte sein Amt bis zu seinem viel zu frühen Tod im Jahr 2016 aus. Wir würden jetzt aber nicht von Vetternwirtschaft sprechen, denn Eugene Scalia – der Neue – kennt sich mit der Thematik, für die er nun verantwortlich zeichnen soll, gut aus. Nicht umsonst war er schon in der Administration von Präsident George W. Bush der ranghöchste Jurist im Arbeitsministerium.
Kultur
Old Town Road bleibt wieder auf Platz eins der US-Charts, weshalb wir heute einen Blick auf einen anderen Teil der US-Kultur werfen wollen: Richtig ordentliches Fast Food. Die Auswahl ist je nach Region unterschiedlich, aber immer riesig. Mit dabei: Die Kette Chick-fil-A, die auch deshalb bekannt ist, weil sie wegen ihres streng christlichen Firmenbilds am Sonntag etwa gar nicht geöffnet hat.
Wie die Hühnchengriller das an Flughäfen handhaben, wissen wir hier gar nicht – wir wissen aber, dass etwa der Flughafen von San Antonio in Texas die Kette gar nicht mehr zulassen wollte. Grund dafür sind Zuwendungen der Kette an Organisationen, die aus Sicht der Betreiber des Flughafens gegen gleichgeschlechtliche Partnerschaften gerichtet sind.
Dumm nur, dass Flughäfen in den USA regelmäßig von der öffentlichen Hand betrieben werden – denn so steht eine Verletzung des Grundsatzes der Meinungsfreiheit im Raum, die in Texas nun mit der Chick-fil-A bill gelöst wurde: Keine Behörde soll wegen der religiösen Einstellung eines Unternehmens oder einer Person gegen dieses Unternehmen oder diese Person schädliche Handlungen unternehmen. It’s all about that freedom of speech.
Titelbild: President Trump returns from New Jersey, gemeinfrei