Labor Day Blues

Willkommen zurück aus der Sommerpause! Während für die US-Amerikaner mit Labor Day die Feriensaison endgültig vorbei zu sein scheint (…und die Strände von Cape Cod, Martha’s Vineyard und Nantucket ob der verschwundenen Touristenmassen angenehm leer scheinen), genießt der Autor in dieser Sekunde ebendiese Strände und die sie einrahmenden Städtchen. Und während Cape Cod zumindest für einen Präsidenten und einen Beinahe-Kandidaten ein Rückzugsort war, ist das für die beiden im Rennen befindlichen Neuengland-Demokraten und socialists Bernie Sanders (I-VT) und Elizabeth Warren (D-MA) nicht so ganz der Fall.

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Viele sind schon wieder da – aber wir sind dann mal weg. (Bildquelle: Autor)

Viel scheint sich seit den 1960ern verändert zu haben, als John F. Kennedy in Hyannis, MA seine siegreiche Kampagne plante und den Kennedy Compound auch zum Summer White House machte. Denn während Kennedy keinen Hehl aus dem Wohlstand seiner Familie machte, sieht die Realität der Demokratischen Partei heute anders aus: Zwar ist auch Bernie Sanders Multimillionär, aber wenig ist darüber bekannt, dass der Senator gleich drei Eigenheime besitzt. Und während wir bei Transatlantic Takes uns für Sanders freuen, scheinen einige Demokraten darüber etwas unzufrieden.

Tatsächlich hat sich die Demokratische Partei in den letzten Jahren stark nach links gewandt. Liegt es an Präsident Trump? Oder einfach daran, dass Oppositionsarbeit immer facettenreicher scheint, als die nach außen dargestellte Einheit einer Regierung? Wir können es Euch nicht sagen. Was wir aber feststellen können – und dabei einer Beobachtung des Atlantic folgen –, ist, dass die linken Stimmen der Demokraten so stark sind wie selten in den letzten Jahrzehnten.

Das Rennen wird enger

Tatsächlich könnten die hart links ausscherenden Demokraten auch einfach ein Zeichen dafür sein, dass es um die Mobilisierung von Wählerschichten gehen wird, wenn der Versuch, Präsident Trumps Wiederwahl zu verhindern, im nächsten November von Erfolg gekrönt sein soll, denn ideologisch stark verankerte Wähler sind diejenigen, die die politisch engagierteste Gruppe ausmachen. Anders formuliert: Wenn mehr gemäßigte Demokraten den Weg zu den Vorwahlen finden würden, würden die Debatten vielleicht in Teilen nicht klingen wie ein skandinavisch inspiriertes Wünsch-Dir-was.

Im Zentrum dieses gegenseitigen Überbietens stehen mit Sanders und Warren zwei weitgehend identische Politiker – der von Conservative Review ausgegebene Liberty Score von 20% für Warren und 21% für Sanders schenkt sich wenig. Und das wird unweigerlich zu einem Problem für die Demokraten führen: Wer soll denn nun im Januar 2021 ins Weiße Haus einziehen? Während progressive Stimmen fürchten, dass dann etwa ein Ticket Biden/O’Rourke ziehen könnte, wenn die Anhänger der beiden sehr progressiven Senatoren sich nicht für einen Kandidaten festlegen können, sehen andere Stimmen dieses Vorhaben unter Bezug darauf, dass gemäßigte Wähler sich darin nicht wiederfinden könnten, sehr kritisch.

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Stimmungsbild bei den Demokraten Anfang September 2019 (Bildquelle: RealClearPolitics)

Vielleicht ändert sich ja wieder etwas, wenn das Feld der Demokraten nochmal enger werden sollte. Gelegenheit dazu gibt es schon am 12. September, wenn ABC News die dritte Runde der Democrat Debates überträgt, bei denen Joe Biden von beiden Seiten attackiert werden dürftedenn zu seiner Linken bzw. Rechten befinden sich am kommenden Donnerstagabend Elizabeth Warren und Bernie Sanders. Wir bleiben jedenfalls dran und freuen uns ungemein auf ein übersichtlicheres Feld.

PHOTO: The final lineup for the third Democratic debate is set for a single night in Houston, Sept. 12, 2019.
Stehordnung der letzten zehn Demokraten, die sich für die dritte Debatte qualifiziert haben (Bildquelle: ABC News)

Mayor Pete und die Drogen

Während sich die Vereinigten Staaten inmitten eines beispiellosen Kampfs befinden, der sich gegen die Abhängigkeit von Drogen und Schmerzmitteln und den damit einhergehenden Todesfällen befindet, scheint Mayor Pete einen neuen Weg einschlagen zu wollen, der die opioid crisis beenden soll: Wo Präsident Nixon etwa von Drogen als Staatsfeind Nr. 1 sprach, will Pete Buttigieg eine Entkriminalisierung des Konsums aller Suchtgifte. Alle? Ja, alle.

Tatsächlich stellt der war on drugs eine Mammutaufgabe dar, die bis heute nicht bewältigt ist und die sich immer komplizierter zu erweisen scheint. Aber vielleicht sehen wir die Pläne von Buttigieg – der sich konsequent nur Pete nennt – auch nur zu kritisch.

Meinungsfreiheit an den Universitäten…

…ist eigentlich ein Thema, bei dem wir jahrzehntelang bewundernd auf die Vereinigten Staaten geblickt haben. Ein Land, in dem die Meinungsfreiheit so viel Bedeutung innehält, dass selbst Demonstrationen selbsternannter white supremacists über die Bühne gehen, weiß um die Wichtigkeit freier Rede Bescheid. Doch auch im land of the free scheint eine Welle der Selbstzensur denjenigen, die einer undefinierten public opinion nicht genehm sein könnten, das Wasser an den Hals steigen zu lassen.

Deutlich wurde das zuletzt durch die Entscheidung der Marquette University, das Demonstrationsrecht am Campus räumlich und inhaltlich einzuschränken. Und das finden nicht nur zahlreiche Professoren, sondern auch die American Bar Association, quasi die Rechtsanwaltskammer der Vereinigten Staaten, ganz und gar unpässlich.

Tatsächlich stellt diese Äußerung der ABA eine angenehme Neuigkeit für all diejenigen dar, denen die Meinungsfreiheit am Herzen liegt und die in den Vereinigten Staaten weiterhin das Land sehen wollen, das wie kein zweites auf dem Recht zur freien Meinungsäußerung fußt.

https://twitter.com/rachelvmckinnon/status/1164906733627686913

Kultur

Old Town Road 👏🏻 ist 👏🏻 nicht 👏🏻 länger 👏🏻 auf 👏🏻 Platz 👏🏻 eins 👏🏻 der 👏🏻 US-amerikanischen 👏🏻 Charts! Ob Ihr jetzt mit „Senorita“ viel mehr anfangen könnt, wissen wir natürlich nicht, weshalb wir zum Ausklang des Hochsommers einen Klassiker mit Euch teilen wollen: Patti Page mit Old Cape Cod – die inoffizielle Hymne der wohl schönsten Gegend der Vereinigten Staaten.

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