Schreien, Kreischen, Wimmern

Mit Nachrufen ist das ja immer so eine Sache. Bei allen Trauerbekundungen zugunsten derer, die unseren Alltag in verschiedener Weise zeitlebens geprägt haben, gehen die Bösen in der Geschichte teilweise unter. Und tatsächlich: Vermisst irgendjemand einen Nachruf auf NS-Kriegsverbrecher? Wir jedenfalls nicht. Umso erstaunlicher ist es, dass die New York Times in ihrem Nachruf auch Kindheit und Jugend von Abu Bakr al-Baghdadi so genau beschreibt, dass man fast dabei gewesen zu sein glaubt, als der spätere Terrorfürst „seiner süßen Stimme wegen“ als Jugendlicher zum Vorbeter in der Moschee wurde.

Das Schöne bei Nachrufen für menschliche Ekel ist aber, dass die Geschichte einen Abschluss gefunden hat. Für jemanden, der glaubte, sein Kalifat müsste auf den Leichen von Ungläubigen entstehen, kann kein Ende gut genug sein. Um es mit Präsident Trump zu halten: Am Ende hätte al-Baghdadi geschrien, gekreischt und gewimmert, als er sich in einem Tunnel ohne Ausgang wiederfand.

In Zeiten, in denen der Präsident sich starker Kritik ausgesetzt sieht, kam die Nachricht vom Tod des selbsternannten Kalifen keinen Tag zu früh – selbst Rep. Adam Schiff (D-CA) lobte das Vorgehen der US-amerikanischen Spezialkräfte. Ob der teilweise Truppenabzug aus Syrien nun sinnvoller scheint oder ob al-Baghdadis Tod eine unvorhersehbare Kettenreaktion auslösen mag, sei dahingestellt. Gut, dass wir für Euch nur in die vergangene Woche und nicht in die Zukunft schauen.

Ist New Hampshire jetzt doch nicht wichtig?

New Hampshire ist entgegen unserer Aussagen von letzter Woche gar nicht der Ort, an dem Kampagnen scheitern können! Findet zumindest das Team rund um Joe Biden, der damit wohl auf unseren Spürsinn reagieren wollte. So verweist man darauf, dass „ein Kandidat aus Massachusetts einen unglaublichen Vorteil in New Hampshire“ hätte. Anscheinend hat sich das Team von Joe Biden noch nicht nach Neuengland begeben, denn sonst wäre – auch beim Studieren alter Präsidentschaftswahlkämpfe – aufgefallen, dass Michael Dukakis als Kandidat aus Massachusetts im Jahr 1988 trotzdem außer seines Heimatstaats und Rhode Island ganz Neuengland verloren hatte – gegen einen texanischen Kandidaten.

Auch so scheint Bidens Stern weiter zu verglühen, und so sieht er sich Attacken von Sen. Bernie Sanders (I-VT) ausgesetzt, der ihm vorwirft, dass ein Sieg gegen den Präsidenten alleine nicht alles sein könne. Sanders fühlt sich dabei wohl besonders kampfeslustig, nachdem ihm bereits drei der vier Damen des sozialistisch-antisemitischen Squad die Unterstützung ausgesprochen hatten.

Tatsächlich geht es mit Sanders aufwärts – während Sen. Warren 3% verloren hat und Joe Biden sich ebenso um 2% niedriger findet als vor einer Woche, gewinnt Sen. Sanders wieder um 2% hinzu. Zeit, sich auch über eine contested convention Gedanken zu machen. Mehr dazu weiß Politico.

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Aktueller Stand der Umfragen: Kein klarer Sieger.

Weniger Wimmern, gleich viel Geschrei?

Laut wurde es sicher nicht nur im Tunnel mit al-Baghdadi, sondern auch in Telefonaten, die die Kongressabgeordnete Katie Hill (D-CA) in den letzten Tagen führen musste. In der wohl verwirrendsten und geschmacklosesten Geschichte der letzten Wochen wird deutlich, dass moralisch fragwürdige Handlungen unabhängig von der Parteizugehörigkeit keine Seltenheit sein müssen. Still interested? deren Berichterstattung wie immer etwas zu weit geht. Definitiv not safe for work.

Kultur

Wir bei Transatlantic Takes sind ja große Freunde von Saturday Night Live. Und während deren Team verdammt rasch auf politische Ereignisse reagiert, waren sie im Fall dieses Tweets des Präsidenten wohl einfach zu schnell. Denn: Was sich die Drehbuchschreiber nur mit einer Invasion in Mexiko oder der Rückkehr des McRib erklären können, entpuppt sich wenige Stunden später als eben die Meldung, auf die wir alle in den letzten Jahren gewartet hatten:

Und sonst? Haben die New England Patriots wieder einmal gewonnen. Acht Spiele. Acht Siege. Fast so gut sind momentan nur die New Orleans Saints und die San Francisco 49ers. Auch wenn wir gern gespannt wären, vertrauen wir einfach mal der Vorschau von FiveThirtyEight – schließlich macht Nate Silver nicht nur Politik (und hat beim Sport auch mehr Talent als bei der Vorhersage einer Präsidentschaft).


Titelbild: President Trump Watches as U.S. Special Operations Forces Close in on ISIS Leader (gemeinfrei)

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