Die Autorin Mary Higgins Clark war eine Kämpferin. Jung verwitwet zog sie fünf Kinder groß, ehe sie 1975 ihren ersten Roman veröffentlichte – nachdem sie zunächst 40 Absagen erhalten hatte. Nun starb sie in Florida im Alter von stolzen 92 Jahren. Mary Higgins Clark hinterlässt nicht nur ein gewaltiges kulturelles Erbe-etwa 50 Bücher hat sie geschrieben – sondern auch eine Auszeichnung „Mary Higgins Clark Award“ eingerichtet von dem Krimischriftstellerverband „Mystery Writers of America“. Die Ehrung ist für alle Schriftsteller gedacht, deren kreativer Stil den Werken der “Queen of Suspense” entspricht. Als Transatlantiker erinnern wir uns dankbar an eine Künstlerin, die stellvertretend für die kulturellen Leistungen Amerikas steht. Higgins Clark schuf in ihren Erzählungen viele ihrer Protagonistinnen katholisch, ihrem eigenen Glauben entsprechend. Ich denke an das „Ave Maria“ und bin sicher, dass Krimi-Autorinnen in den Himmel kommen.
„Chiefs“ schlagen 49ers – Geographie schlägt Trump
Football-Spieler kommen ja bekanntlich nach Disneyland, also für einen „Hail Mary“. Millionen von US-Amerikanern fiebern heute dem größten Sportereignis des Landes entgegen. Und auch in Deutschland begeistern sich leidenschaftliche Fans sowie angenehm Interessierte für den 54. Superbowl.
Dieses mal schlugen die „Kansas City Chiefs“ beim LIV Super Bowl die San Francisco Forty Niners (31:20). Der 24-jährige Quarterback des Gewinnerteams, Patrick Mahomes, wurde als wertvollster Spieler des SuperBowl 2020 anerkannt (MVP). Er wurde der jüngste Spieler in der Geschichte der Liga, der den MVP-Titel und den Super Bowl gewann. Dieser Sieg war der erste für die „Chiefs“ seit 50 Jahren, zuvor wurde die Mannschaft nur einmal – 1970 – Meister der NFL. Präsident Trump hat sogar vor lauter Freude vergessen, dass Kansas City in Missouri liegt. But the internet never forgets.
Bleibt zu hoffen, dass sich die wachsende Begeisterung für den Sport auf deutscher Seite irgendwann im Amerika-Bild niederschlägt.
Tausend mal nein
Diesem abträglich ist so ziemlich alles, was um, mit und durch US-Präsident Donald Trump diese Woche geschehen ist. Durchaus von der deutschen Öffentlichkeit nicht immer ganz fair bewertet, kann The Donald sich wenigstens über leicht gestiegene Zustimmungswerte in den USA freuen, die die letzten Tage mit sich brachten. Während aus seinem als „großartig“ angepriesenen Friedensplan wohl vorerst nichts wird – Palästinenserpräsident Abbas fasst die Reaktion der Arabischen Liga mit einem „tausendmal nein“ recht gut zusammen – freut sich wenigstens die Parteibasis zuhause. Und es ist noch nicht ausgeschlossen, dass der für Trumps Verhältnisse überraschend ausgeglichene Friedensplan wenigstens für weitere Gespräche sorgt. Vielleicht hilft hier ja ein Stoßgebet.
Nicht gerade von Fair Play zeugt das laufende, sich jedoch dem Ende zuneigende Impeachment-Verfahren. Im Senat hat die republikanische Mehrheit verhindert, dass weitere Zeugen befragt werden können. So bleiben die mit Spannung erwarteten Aussagen von Ex-Sicherheitsberater John Bolton aus. Wer auf dessen Sicht der Dinge nicht verzichten möchte, kann jedoch bald in Boltons Buch alles nachlesen. Zu dieser wenig sympathischen Entwicklung kommt Präsident Trumps Entscheidung, dem US-Militär zukünftig wieder das Ausbringen von Landminen zu erlauben. Zwar ist es ein Nachteil, anders als die Russische Föderation und die Volksrepublik China auf diese Waffen zu verzichten. Dennoch bleibt der Entschluss ethisch zutiefst fragwürdig. Aus gutem Grund verzichten andere westliche Staaten auf Anti-Personen-Minen.
Die sieben Plagen
Einem Minenfeld gleicht die Presselage für die deutsche Luftwaffe. Wo man sich sonst von einer Rechtfertigung oder Klarstellung zur anderen hangelt, sind der Luftwaffe diese Woche gleich zwei logistische Meisterleistungen gelungen. Zum einen flog sie unter Beteiligung des Auswärtigen Amtes 100 Deutsche aus Wuhan aus, von denen zwei am Corona-Virus erkrankt sind und jetzt in der Südpfalz behandelt werden. Zum anderen gelang es der Luftwaffe, vier Soldaten aus dem Presse-Abteilung eigens aus Berlin nach Frankfurt (Main) zu fliegen, sodass diese die Ankunft des Flugzeugs samt Patienten medial aufarbeiten konnten. So intensiv geflogen wurde schon lange nicht mehr. In Amerika bricht bislang zwar nicht das Corona-Virus, jedoch die erwartungsgemäße Hysterie um die Krankheit aus. Doch das Land der Impfgegner hat auch Ebola und das Zika-Virus überstanden. Besorgniserregend ist, dass Asian Americans offenbar zunehmend von Mitbürgern gemieden werden, wo man sie für chinesische Touristen hält. Mit nur 11 bestätigten Fällen bisher stehen die Chancen aber gut, dass „God’s own country“ auch dieses mal verschont bleibt.
Das andere Amerika
Und dann war da noch der Tod von Kobe Bryant. Er verstarb bei einem Helikopter-Absturz in der letzten Woche. Als einer der erfolgreichsten NBA-Spieler der Geschichte bleibt er uns als Basketball-Legende für immer in Erinnerung. Sport verbindet Menschen und Kulturen. Kobe Bryant hat nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland viele Menschen für den Sport begeistern können. Das betonte auch der Transatlantiker und Basketball-Star Dirk Nowitzki in einem emotionalen Abschieds-Statement. Gemeinsam mit vielen Menschen und Communities hier und in den USA trauern wir um einen großen Mann und seine älteste Tochter.
Genau wie Mary Higgins Clark steht auch Kobe Bryant für ein Amerika jenseits von Politik, das auf der ganzen Welt Menschen begeistert und zusammenbringt. Wir wünschen uns für die Zukunft, mehr von diesem Amerika zu sehen.
Bildquelle: SPOX. CC 2.0.