Meinung. Meinung. Meinung. Mit Standpunkten kennen wir uns bei Transatlantic Takes aus. Unterschiedliche Ansichten, Perspektiven, point of views sind unser daily business.
Das soll uns und unseren Lesern und Leserinnen (hey, Sie sind gemeint!) helfen, die USA und ihre Bedeutung für Europa besser zu verstehen. Gleichzeitig stellt das für uns eine hervorragende Möglichkeit da, die USA ab und zu an amerikanische Werte zu erinnern, wenn sie diese mal für einen Augenblick vergessen sollten. Seit Monaten schreiben wir deshalb regelmäßig darüber, was uns in der vergangenen Woche beschäftigt hat.
Nun ist es so, dass die USA zwar kein Land sind wie jedes andere, die öffentliche Debatte aber – genau wie in good old Europe auch – überwiegend von CoVid-19 beherrscht wird. Auch das öffentliche und kulturelle Leben steht weitestgehend still. Das bedeutet eine gewisse thematische Monotonie. Lassen Sie mich daher die Weekly News nutzen, um Ihnen statt ganz unterschiedlichen Themen acht spannende Perspektiven anzubieten. Ready? Here we go.
1. Ein Auge auf China werfen
Die aktuelle Epidemie und ihre politischen Folgen wirken sich selbstverständlich auch auf das transatlantische Verhältnis aus. Der Journalist Helmut Brandstätter kennt die Vereinigten Staaten von Amerika wie seine eigene Westentasche. Heute beschäftigt er sich als österreichischer Nationalratsabgeordneter vor allem mit Außenpolitik und Forschung. Mein Kollege und Editor in Chief, David Kirsch, hat vergangene Woche ein wunderbar lesenswertes Interview mit Herrn Brandstätter geführt. Darin geht es um Trumps Führungsstil in der aktuellen Krise, die Rolle Chinas und Europas und Plastik-Christbaumkugeln. Lassen Sie sich diese kurze, aber hochkarätige Lektüre ans Herz legen.
2. Den November im Blick behalten
Auch auf den US-Wahlkampf hat die aktuelle Situation einen großen Einfluss. In seinem Artikel „Don’t forget November“ zu Trumps Krisenmanagement beschreibt mein Kollege Timothy Randall die Auswirkungen der Lage auf die Präsidentschaftswahl im November. Ich habe ihn sehr gerne gelesen und kann jedem Transatlantiker empfehlen, es mir gleich zu tun. Denn während Joe Biden und Bernie Sanders als Risikopatienten zuhause bleiben müssen, wechselt Trump seine Strategie beinahe täglich. Allen Amerikanerinnen und Amerikanern rate ich, in der Corona-Krise die Wahl im November nicht zu vergessen – und bei der Wahl im November nicht die Corona-Krise.
3. Nicht länger ein Auge zudrücken
„Universal healthcare jetzt!“, das fordert mein Kollege Robin Voss in seinem aktuellen Kommentar auf Transatlantic Takes. Darin beschreibt er die Fassungslosigkeit angesichts der Tatsache, dass eines der modernsten Länder der Welt nicht in der Lage ist, die Härten der laufenden Gesundheitskrise angemessen zu bewältigen. So geben die USA im Vergleich zu Deutschland pro Kopf fast das doppelte für Gesundheit aus. Und haben weniger Intensivbetten als Italien. Fast 28 Millionen US-Amerikaner haben keinen oder so gut wie keinen Zugang zu einer Krankenversicherung. Gleichzeitig sind die USA mit über 120.000 Infizierten das neue Epizentrum der Corona-Epidemie. Diese Zahlen werden uns noch lange beschäftigen.
4. Dollarzeichen in den Augen
Apropos Zahlen: Die Mietpreise für Strandhäuser auf Long Island haben sich innerhalb kürzester Zeit verzehnfacht. Grund dafür ist die Stadtflucht reicher New Yorker. Die setzen sich zurzeit in SUV-Trecks in Bewegung Richtung Hamptons. Mit im Gepäck sind unter anderem Privatärzte, Designer-Atemschutzmasken für 80 Dollar (kein Scherz! Hier können Sie eine kaufen) und eine eigene Intensivstation. Auch wurde vermehrt darüber berichtet, dass superreiche Amerikaner sich Zugang zu den ebenso knappen wie begehrten Coronavirus-Tests verschaffen wollten. Manche verschwinden gleich ganz von der Bildfläche und ziehen sich, bis die Krise vorbei ist, eben auf ein Boot in der Karibik zurück. In den USA liegt auch hier, wie so oft, unterschiedliches eng beieinander.
5. Ein lachendes und ein weinendes Auge
Stefan Schett ist PR-Berater und ehemaliger Journalist. Für Transatlantic Takes hat er einen Gastbeitrag geschrieben. In seinem Text, der den Titel „Im Land der Extreme“ trägt, nimmt er die aktuelle Corona-Krise zum Anlass, um eine lesenswertes Psychogramm der USA zu präsentieren. Sie finden den Artikel hier und mehr zu Stefan Schett unter derschett.at.
6. Nordblick
Kanada, Amerikas großer kleiner Nachbar, gerät manchmal ein bisschen außer Sicht. Zu geschmeidig treten die für ihre Höflichkeit bekannten Kanadier neben der aktuellen US-Administration auf. Diese Woche hat sich die kanadische Regierung jedoch ausnahmsweise bemerkbar gemacht. Das Land, das anlässlich der Corona-Krise seine Grenzen bis Ende Juni dicht gemacht hat, reagierte einigermaßen gereiztauf die Ankündigung des Weißen Hauses, Soldaten an die amerikanisch-kanadische Grenze schicken zu wollen. Die sollen dort zwar illegale Grenzübertritte verhindern und keine Invasion vorbereiten. Dennoch bezeichnete die kanadische Außenministerin den Schritt zurecht als „völlig unnötig“. Die längste entmilitarisierte Grenze der Welt zu militarisieren, ohne diesen Schritt mit dem Verbündeten zu beraten, ist eine Absicht, die die Regierung Ihrer Majestät zurecht aufgebracht hat.
"In Canada's view, this is an entirely unnecessary step which we will view as damaging to our relationship." – Deputy PM Chrystia Freeland, on the potential for the US to put troops near the Canada US border #cdnpoli #covid19https://t.co/cD1UCs7cgw pic.twitter.com/QjCIW0d8TK
— Mackenzie Gray (@Gray_Mackenzie) March 26, 2020
7. Eine erfrischende Perspektive
Dr. Anthony Fauci ist der stille Held der Corona-Krise in der USA. Das wird auch in der neusten Folge der Daily Show deutlich, die Trevor Noah liebevoll in „Daily Social Distancing Show“ umbenannt hat. In dieser Episode geht es vor allem um Fakten, aber auch um moralische Verpflichtungen – etwas, wofür wir Amerika lieben, es aber in den letzten Jahren zunehmend vermisst haben. Aber macht euch selbst ein Bild:
8. Bereit für viereckige Augen?
Zu guter letzt noch ein kurzer Blick auf diesen Blog. Wie Sie als regelmäßiger Leser sicher schon gemerkt haben, haben wir seit letzter Woche ein neues Layout. Wir hoffen, dass es Ihnen zusagt. Zögern Sie nicht, sich durch die Seiten zu klicken. Sicher ist Ihnen auch nicht entgangen, wie sehr wir hier auf amerikanische Filme stehen. „Acht Blickwinkel“, ein Film von Regisseur Pete Travis aus dem Jahr 2008, hat es zwar nicht in unsere TOP-10 geschafft. Wenn Sie allerdings noch einen Zeitvertreib für die Quarantäne suchen, empfehlen wir Ihnen unsere Zusammenstellung amerikanischer Klassiker als ganz persönlichen Lockdown-Escape.
Wir von Transatlantic Takes wünschen Ihnen einen guten Start in die Woche. Bleiben Sie nach Möglichkeit zuhause und bleiben Sie vor allem: gesund.
Foto: pcdazero (lizenzfrei)