„Ich kann nicht glauben, dass ich das sagen muss, aber bitte trinkt kein Bleichmittel.“ Das twitterte der demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden. In Illinois schnellen die Notruf-Zahlen infolge von Vergiftungen in die Höhe. Und in Arizona trinkt ein Mann ein Reinigungsmittel und stirbt daran. Wie kam es soweit?
In seiner täglichen Pressekonferenz am 24. April riet Donald Trump den Forschern, sie mögen untersuchen ob es eine Möglichkeit gebe Desinfektionsmittel Menschen zu spritzen, um das Erregervirus SARS-CoV-2 abzutöten, so wie es Sagrotan auf Oberflächen von Alltagsgegenständen tut. Dass dies natürlich eine vollkommen hanebüchene Aussage ist, dürfte dem durchschnittlichen Takes-Leser durchaus sofort einleuchten. Dennoch darf man nicht vergessen, dass eine nicht geringe Zahl ihrem Präsidenten blind vertraut, ist doch die Rolle des Präsidenten in den USA eine erheblich mächtigere als die des deutschen Bundespräsidenten.
Nicht jeder Mensch ist in der Lage Informationen von anderen Menschen, denen er vertraut, kritisch zu hinterfragen oder sie als Unfug abzutun. Dies zeigt das Beispiel vom Ehepaar Gary und Wandy Lenius, die Aquarienreiniger schluckten, um sich vor SARS-CoV-2 zu schützen, da Präsident Trump wiederholt mit dem Begriff Hydroxycholoroquin um sich warf. Dummerweise war im Aquarienreiniger Cholorquinphosphat enthalten. Während seine Frau den Vorfall überlebte, verstarb der Ingenieur Gary Lenius am 22. März.
Das war zwar noch weit vor Trumps Idee Desinfektionsmittel zu spritzen, zeigt aber die Gefahr, die es birgt, wenn Menschen dem Präsidenten glauben. Ein weiterer Beleg dafür sind die Meldungen aus Illinois, dass die Anzahl an Notrufen in Folge von Vergiftungen signifikant gestiegen sind. Und was mich rasend macht: Trump versteht offensichtlich nicht, dass er für diese Menschen Verantwortung trägt. Ganz konkret muss ein Staatsoberhaupt seine Bewohner schützen und nicht im gefährlichen Halb- oder sagen wir eher vollkommenen Unwissen Dinge raten zu tun, die gesundheitsschädlich sind.
Und diejenigen, denen das Klischee der ungebildeten Amis jetzt im Kopf herumfährt, die halt einfach nur zu dumm sind, so etwas differenzieren zu können: Mir fallen spontan mindestens fünf Personen in meinem deutschen Bekanntenkreis ein, die so einen Quark auch glauben würden, wenn man es ihnen nur glaubhaft vermittelt.
Eines unserer Mitglieder sprach in einem Diskussionsthread davon, dass Trump offensichtlich auf Grund der Ausführungen der Ärztin, die in der Pressekonferenz unmittelbar vor ihm sprach, anfing zu brainstormen.
Das mag sein. Ich will aber nicht, dass der Anführer der freien Welt in einer Pressekonferenz während einer der größten Pandemien der Menschheitsgeschichte anfängt über Dinge zu brainstormen, von denen er fachlich keine Ahnung hat und die Menschenleben kosten können.
So sehr ich die Vereinigten Staaten als unseren politischen Partner und auch kulturell schätze: Ich hoffe inständig, dass die AmerikanerInnen Ende diesen Jahres einen Präsidenten wählen, der nicht ihre Gesundheit auf Grund seiner eigenen Profilierungssucht aufs Spiel setzt. In der täglichen Krusty The Clown Show war jener Protagonist noch auf eine tragische Art und Weise komisch – POTUS Trump ist in seinen täglichen Corona-Briefings nur tragisch.