Last-Minute Weihnachtsgeschenk gefällig?

Es ist so weit, die ersten Adventskalendertürchen wurden schon geöffnet und Weihnachten rückt immer näher. Wie jedes Jahr sind wir gerade auf der Suche nach passenden Weihnachtsgeschenken für unsere Liebsten. Benötigt Ihr noch ein Geschenk, für jemanden der politisch interessiert ist? Dann kann ich euch das perfekte Geschenk empfehlen –  Christoph von Marschalls 2018 erschienenes Buch: „Wir verstehen die Welt nicht mehr – Deutschlands Entfremdung von seinen Freunden“. Dieses Buch ist im HERDER Verlag erschienen, es kann dort oder in jedem Buchhandel käuflich erworben werden.

Das Buch des deutschen Journalisten ist im Rahmen seines Forschungsprojektes zur Zukunft der transatlantischen Beziehungen entstanden. Ausgangspunkt sind die Wendepunkte in der internationalen Politik der letzten Jahre, die die Bündnisse Deutschlands mehrfach auf die Probe gestellt haben: Brexit, Donald Trump wird Präsident der USA, aufstrebende populistische Parteien weltweit, Bedrohungen durch Russland und den Aufstieg Chinas. Sein Buch widmet sich der Frage zukünftiger Herausforderungen für die deutsche Außenpolitik und wie diese möglicherweise neu gestaltet werden muss.
Marschall setzt sich kritisch mit der Rolle Deutschlands in der Weltpolitik auseinander. Die Bundesrepublik Deutschland stellt sich international gerne als politischen Vorreiter da, welcher stets um gute Beziehungen zu seinen Partnerländern bemüht ist. Marschall untersucht, ob sich die Außenwahrnehmung von Deutschland mit seiner Eigenwahrnehmung deckt. Er traf sich mit vielen verschiedenen Gesprächspartner*innen aus der EU und den USA. Anhand dieser Gespräche zeichnet er ein Bild von einem Deutschland, welches mehr auf seine Partnerländer zugehen muss und besser zuhören sollte, anstatt immer im Alleingang, wie zum Beispiel bei der Energiewende, vorzupreschen.

Die emotionale deutsche Berichterstattung über Donald Trump

Wir Deutschen sind gut darin, mit dem Finger auf andere Länder zu zeigen und deren Politik zu kritisieren. Besonders in der Amtszeit des US-Präsidenten Donald Trump wurde in den deutschen Medien ein einvernehmliches belustigendes Bild von Trump gezeichnet. Eine neutrale Berichterstattung gab es in diesem Zusammenhang so gut wie gar nicht. Natürlich hat Trump fatale Entscheidungen getroffen, die das Herz von Verfechter*innen des Multilateralismus bluten lassen. Sein Wahlversprechen von „America First“ hat er beim Wort genommen und keinen Bündnispartner daran zweifeln lassen. Das medienpräsenteste Beispiel seiner Politik ist der umstrittene Austritt aus dem Pariser Klimaschutzabkommen. Die deutsche Berichterstattung im Zuge seines Austritts war laut Marschall wenig sachlich. Bei einer Bevölkerungsumfrage 2018 hielten die Deutschen mehrheitlich Trump für gefährlicher als den nordkoreanischen Diktator Kim Jong Un. Marschall zeigt die volatile Zustimmung zu amerikanischen Präsidenten innerhalb der deutschen Bevölkerung auf. Wir Deutschen neigen entweder zu einer übertriebenen Huldigung eines US-Präsidenten wie beispielsweise J.F. Kennedy und Barack Obama, oder zu einer tiefen Ablehnung eines amerikanischen Präsidenten, z.B. George W. Bush und Donald Trump.

Es stimmt, dass Donald Trump eine skandalreiche Präsidentschaft führt, die viel Stoff für eine emotionale Berichterstattung liefert. Aber wenn man hinter die Kulissen des „Twitter-Zirkus“ schaut, sieht man laut Marschall, dass manche Ansätze Trumps gar nicht so unterschiedlich sind zu denen von republikanischen Vorgängern. Wir Deutschen tun gerne so, als sei der multilaterale Rückzug der USA ein Trump-Phänomen. Dabei begann schon Obama mit dem Anliegen, die Rolle der USA als Weltpolizist zu verkleinern und auf mehr Eigenverantwortung bei den Bündnispartnern zu pochen.

Wo ist Deutschlands Platz in der Weltpolitik?

Marschall beschreibt in seinem Buch, dass vor allem das Auseinanderfallen der deutschen Fremd- und Eigenwahrnehmung seine Beziehung zu Bündnispartnern auf die Probe stellt. Deutschland habe sich in den letzten Jahrzehnten zu sehr im Schutz der Bündnispartner gesonnt und in sicherheitspolitischen Fragen als „Drückeberger“ gehandelt. Doch die Umbrüche der letzten Jahre haben eindeutig gezeigt, dass ein funktionierender Multilateralismus jetzt wichtiger denn je ist. Wir brauchen eine wehrhafte Demokratie mit starken Bündnispartnern, auf die wir uns verlassen können, die sich aber auch auf unser Deutschland verlassen können müssen. Es bedarf daher eines neuen Umgangstons in puncto Außenpolitik. Dieses lesenswerte Buch trägt dazu bei, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und sich aktiv mit der Frage nach Deutschlands Platz in der Weltpolitik auseinander zu setzen.


Foto: Public Domain (The White House), Link.

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